Pfarrkirche Sankt Ägidius:Briefe an den Kardinal

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Streit über Kirchengestaltung in Grafing hält an - bei einer Pfarrversammlung sollen Missverständnisse ausgeräumt werden

Von Barbara Mooser

Der Streit um die Ausgestaltung der Grafinger Pfarrkirche Sankt Ägidius geht weiter - und einige Grafinger hoffen nun auf Einmischung von oben: In vervielfältigten Schreiben haben bisher 24 Bürgerinnen und Bürger den Münchner Kardinal Reinhard Marx dazu aufgefordert, den "zerstörerischen Umgestaltungsplänen" in der Grafinger Pfarrkirche durch Pfarrer Hermann Schlicker Einhalt zu gebieten und kündigen an: "Wir werden nicht aufhören zu protestieren, bis unsere Pfarrkirche wieder in ihrem alten Glanz erstrahlt!"

Die Fachleute des Erzbistums wissen allerdings nicht erst seit diesen Briefen von dem Streit um die Neugestaltung des Altarraums, in dem einige Grafinger dem Pfarrer vorwerfen, eigenmächtig seine Pläne durchzudrücken. Nachvollziehbar sei diese Kritik freilich nicht, sagt Alexander Heisig, Abteilungsleiter für zeitgenössische Kunst im Erzbischöflichen Ordinariat: "Eine Einzelaktion einer Person - auch wenn es sich um den Pfarrer handelt - ist schlicht und ergreifend nicht möglich."

Die Ideen für die Neugestaltung des Altarraums seien von Fachleuten des Erzbischöflichen Ordinariats ausgearbeitet und den Vertretern der Pfarrei vorgelegt worden. Zunächst habe sich für die Vorschläge allerdings keine Mehrheit in den zuständigen Kirchengremien finden lassen. Erst vor etwa zwei Jahren seien die Grafinger wieder auf das Erzbistum zugekommen und hätten signalisiert, dass sie nun doch gerne noch einmal über die vorgeschlagenen Änderungen reden wollten. Etwas modifiziert habe das Konzept schließlich die einstimmige Billigung der Kirchenverwaltung und auch des Pfarrgemeinderats erhalten - demokratisch gewählter Gremien. Auch die Bau- und Kunstkommission im Erzbistum habe sich einstimmig für die geplante Neugestaltung ausgesprochen. "Von einer Ein-Mann-Aktion kann deshalb überhaupt keine Rede sein", unterstreicht Heisig.

Die Kritiker hatten sich ebenso daran gestört, dass im Altarraum ein Holzpodest eingebaut werden soll, wie daran, dass der bisher genutzte Ambo und ein Teil der Bestuhlung des Altarraums weichen und das Pflaster auf der Altarinsel ausgetauscht werden soll. "Wir fordern die Wiederherstellung des Kirchenraums, wie er unter der sachkundigen Leitung Stadtpfarrer Hunklingers bei der Renovierung 1965 eindrucksvoll gestaltet wurde", heißt es in dem Schreiben, das der Grafinger Alois Fischer verfasst hat.

Doch so ideal wie ihn manche Grafinger offenbar empfanden, war die Gestaltung des Altarraums nach Einschätzung des Fachmanns im Kunstreferat der Erzdiözese nicht. Nach Angaben Heisigs ist es das übliche Prozedere bei einer Kirchenrenovierung, dass geprüft wird, ob die liturgischen Orte heutigen Ansprüchen genügen. "Da geht es um funktionale, aber auch um ästhetische und künstlerische Aspekte", erläutert der Fachmann. Man habe festgestellt, dass der Altar aus den sechziger Jahren "zeittypisch gut gemacht" und auf jeden Fall erhaltenswert sei. Ambo und Sedilien - also die Sitzgelegenheiten für Pfarrer und Ministranten - seien in einem den Barock nachgemachten Stil gestaltet, "das passt alles nicht zusammen". Auch die verschiedenen Ebenen rund um den Altar seien "für das liturgische Handeln nicht wirklich praktisch". Daher sei die Idee entstanden, vor dem Chorraum ein Holzpodest einzubauen, so dass eine bündige Ebene entstehe. Es gehe nun darum, die Dinge, die bei der Kirchenrenovierung in den Sechzigern "nicht richtig gelöst" worden seien, nochmals zu überdenken.

Wie genau die Kirche nach der Renovierung aussehen soll, das wollen Pfarrer Hermann Schlicker und die Mitglieder der Kirchenverwaltung demnächst den Grafingern auch noch einmal im Detail erklären: Geplant ist dazu die Einberufung einer Pfarrversammlung noch in diesem Frühjahr, bei der auch die Kirchenbesucher ihre Ansichten äußern sollen. Ein Termin steht noch nicht fest - zuvor muss noch das Ordinariat alle nötigen Detailinformationen und Kostenberechnungen vorlegen.

© SZ vom 19.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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