Öffentlicher Wohnungsbau:Mit dem Segen der Kirche

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Ein Beispiel, wie es laufen könnte: In der Zornedinger Pfarrstraße entstanden vor einigen Jahren Sozialwohnungen auf Kirchengrund in Erbpacht. (Foto: Christian Endt)

Auf der Suche nach Grundstücken für Sozialwohnungen setzt man im Landkreis nun auch auf das Erzbischöfliche Ordinariat. Dort wird eine Zusammenarbeit nicht ausgeschlossen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Im Kampf gegen den Wohnungsmangel sollen die Kommunen stärke mit der Kirche zusammenarbeiten. Dies fordert nun der Poinger Bürgermeister Albert Hingerl (SPD), er hat sich mit diesem Anliegen bereits an das Erzbischöfliche Ordinariat gewandt. Konkret geht es um die Überlassung von Grundstücken zum Bau von Sozialwohnungen und anderem bezahlbaren Wohnraum. In München wäre man dazu zwar grundsätzlich bereit. Bis die Bagger auf Kirchengrund im Landkreis anrücken, dürfte es allerdings noch etwas dauern.

Bereits kurz vor Weihnachten hatte Hingerl seinen Appell ans Ordinariat geschickt. Darin verweist er auf das Problem, dass es durch den hohen Siedlungsdruck "für weniger betuchte" Menschen "schier unmöglich" sei, im Ballungsraum München eine bezahlbare Wohnung zu finden. Denn nicht nur dieser wachse immer weiter, auch "die Mieten und Grundstückspreise steigen ins Unermessliche", beklagt der Bürgermeister und verweist auch auf die unschönen Folgen: Besonders Bezieher mittlerer und unterer Einkommen "können sich das Wohnen bei uns nicht mehr leisten und werden ins Umland außerhalb des Ballungsraums verdrängt". Eine "für unsere Gesellschaft negative Entwicklung", so Hingerl weiter, die "wir gemeinsam mit unseren vorhandenen Mitteln stoppen" müssen.

Wie dies konkret aussehen könnte, dazu hat der Bürgermeister auch schon eine Idee: "Das Grundübel sind die hohen Grundstückspreise, die es unmöglich machen, bezahlbare Mieten zu realisieren." Darum gelte es, die Grundstückspreise zu senken, wie es die Gemeinden bereits bei ihrer Zusammenarbeit mit der Wohnungsgenossenschaft tun. Hier stellen die Kommunen "Grundstücke weit unter dem Verkehrswert oder über Erbpachtverträge zur Verfügung", so Hingerl weiter, "unsere kommunalen Anstrengungen sind leider nicht ausreichend, um genügend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen". Und hier kommt die Kirche ins Spiel: "Bitte prüfen Sie, ob Sie diesbezügliche Grundstücke haben, die im Erbbaurecht für eine Bebauung von bezahlbaren Wohnungen Verwendung finden könnten." Darüber hinaus regt Hingerl die Gründung eines "christlich geprägten Hilfsprojektes für bezahlbares Wohnen" an, in dem Kirche und Kommunen im Landkreis zusammenarbeiten können.

Beim Ordinariat zeigt man sich für die Idee aus dem Landkreis Ebersberg aufgeschlossen, auch die Vergabe der Grundstücke im Erbbaurecht - eine Sonderform der Pacht mit sehr umfangreichem Nutzungsrecht, etwa für Bebauung - entspreche dem üblichen Vorgehen der Erzdiözese. Sympathie hat man in München auch für die Motive hinter der Anfrage: "Wir sehen hierin auch einen wesentlichen Beitrag der Kirche, Bauland für solche Menschen (meist junge Familien mit Kindern) zur Verfügung zu stellen, die sich einen Kauf von teuren Baugrundstücken im Münchner Umland aus den von Ihnen geschilderten Gründen nicht mehr leisten können."

Gleichzeitig verweist man darauf, dass "bereits heute mit entsprechendem Baurecht ausgestattete und bebaubare kirchliche Grundstücke" im Landkreis Ebersberg "aus unserer Sicht derzeit nicht vorhanden" seien. Denn als Eigentümer habe die Kirche "nur sehr bedingt Einfluss auf die Planungshoheit", für diese sind die Kommunen zuständig. Im Ordinariat schlägt man darum vor, dass "zunächst von Seiten der Kommunen geeignete Grundstücke eruiert werden" sollen, die für die Bebauung mit Sozialwohnungen in Frage kommen. Falls sich darunter auch kirchliche Flächen befinden, "stehen wir, wie bereits geschildert einer Erbbaurechtsvergabe grundsätzlich positiv gegenüber".

Ein Vorschlag, den der Poinger Bürgermeister nun an seine Kollegen in den Landkreisgemeinden weiterreicht. In einem Schreiben an die Rathauschefs und an Landrat Robert Niedergesäß (CSU) informiert er diese über seinen Briefwechsel mit dem Ordinariat und regt an, "das Angebot zu prüfen, soweit dies im Interesse Eurer Gemeinde ist".

Wie eine Zusammenarbeit mit der Kirche beim sozialen Wohnungsbau möglich ist, zeigt ein Beispiel aus Zorneding. In der Pfarrstraße entstanden vor einigen Jahren - ebenfalls in Erbpacht - Sozialwohnungen auf Kirchengrund. Gebaut hat diese zwar nicht die Gemeinde, sondern die Wohnungsgenossenschaft Ebersberg. Allerdings hat sich Zorneding mit einem Zuschuss an den Baukosten beteiligt, sagt Bürgermeister Piet Mayr (CSU), und die Gemeinde profitiert auch von dem Projekt. Zwar liegt das Belegungsrecht für die Wohnungen beim Landkreis, dieser orientiere sich aber am Zornedinger Bedarf: Wenn eine Wohnung neu vergeben wird, kommen zuerst Gemeindebürger zum Zuge, die auf der Warteliste für Sozialwohnungen stehen.

Allerdings ist dies sicherlich nicht überall möglich, in manchen Kommunen gibt es schlicht und einfach keine freien Kirchengrundstücke, sagt der Kreisdekan und Ebersberger Pfarrer Josef Riedl. So habe seine Pfarrei lediglich ein unbebautes Grundstück - und das liegt im Ebersberger Forst.

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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