Öffentlicher Nahverkehr:Einsatz für zweites Gleis

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Der Landkreis und die beiden Städte Ebersberg und Grafing wollen den S-Bahn-Ausbau voranbringen. Dazu soll noch dieses Jahr eine konkrete Forderung an die Bahn erarbeitet werden

Von Wieland Bögel, Ebersberg/Grafing

Die S-Bahnverbindung zwischen Ebersberg und Grafing-Bahnhof soll endlich ausgebaut werden. Zumindest wenn es nach dem Landkreis und den beiden Städten geht. Auf Initiative von Landrat Robert Niedergesäß (CSU) wollen die drei Akteure noch in diesem Jahr zusammen mit Experten darüber sprechen, welche Möglichkeiten es für ein zweites Gleis zwischen den beiden Städten gibt. Die in dieser Runde erarbeiteten Vorschläge sollen dann der Bahn vorgelegt werden.

Für Bahnpassagiere ist der letzte Abschnitt der Strecke nach Ebersberg ein regelmäßiges Ärgernis. Das einzige Gleis zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg wird sowohl von der S-Bahn wie auch vom Filzenexpress genutzt. Weil es keine Ausweichmöglichkeit gibt, kann aber immer nur ein Zug auf der Strecke unterwegs sein. Verspätet sich darum beispielsweise der Zug aus Reitmehring, muss die S-Bahn in Grafing-Bahnhof so lange warten, bis der Weg nach Ebersberg frei ist. Oder die S-Bahn aus München hat so viel Verspätung, dass der Filzenexpress schon zwischen Ebersberg und Grafing-Bahnhof unterwegs ist. Dann ist dort meist Endstation für die S-Bahnpassagiere; auch wenn diese in einen Zug nach Ebersberg eingestiegen sind, dreht dieser zwei Stationen vor dem Ziel einfach wieder um, wenn die Strecke nicht mehr frei ist.

Bei den Anliegern - also den beiden Städten - ist dieser Zustand schon länger ein Ärgernis. So gab es etwa Anfang vorigen Jahres bereits einen Vorstoß des Grafinger Stadtrates zum Thema Zugausfälle. Auf Antrag der Grünen wurde die Bahn aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, dass die Passagiere Richtung Ebersberg nicht mehr regelmäßig in Grafing-Bahnhof stranden. Außerdem wurde ein durchgehender 20-Minuten-Verkehr gefordert.

Zumindest diesen soll es bereits von der Umstellung auf den Winterfahrplan Anfang Dezember an geben. Dann werden die Fahrpläne von S-Bahn und Filzenexpress so getaktet, dass - zumindest mit Umsteigen in Grafing Bahnhof - die Kreisstadt von München aus alle 20 Minuten angefahren wird. Zumindest, wenn es keine Störungen im letzten Streckenabschnitt gibt.

Dessen Ausbau schien noch vor gut einem Monat in weiter Ferne. Der zuständige Ausschuss des Kreistages hatte damals über eine Beteiligung des Landkreises am Ausbau des Wieshamer Bahnüberganges zu entscheiden. Die Kreisräte hatten in einer vorangegangenen Sitzung zum Thema dafür plädiert, die Maßnahme so lange zu schieben, bis klar sei, ob und wann die Bahn die Strecke ausbauen wird. Dies, so war dann im September zu erfahren, könne der Schienenkonzern derzeit aber nicht beantworten. Zumindest aktuell sehe man bei der Bahn nämlich keinen Bedarf für ein weiteres Gleis zwischen Ebersberg und Grafing.

Seitens der beiden Städte und des Landkreises sieht man dies allerdings anders, wie nun auch Landrat Niedergesäß erneut betont: "Der zumindest teilweise zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg ist eine für die Zukunft zwingende Infrastrukturmaßnahme, um Ebersberg, Steinhöring und die Region Richtung Wasserburg noch attraktiver an den schienengebundenen Nahverkehr anzubinden."

Auch einen - zumindest groben - Zeitplan für diese Anbindung gibt es bereits: "Wenn nach derzeitigen ersten Prognosen die Strecke von Ebersberg bis Wasserburg bis etwa 2026 elektrifiziert und die S-Bahn dann bis nach Wasserburg fahren kann, ist es wichtig, parallel auch das Nadelöhr Grafing Ebersberg anzupacken", fordert der Landrat. Dafür sei es aber nötig, dass "zeitnah eine passende Planung hierfür steht", so Niedergesäß weiter. Denn damit "steigen auch die Chancen, dass das Projekt umgesetzt werden kann. Deswegen wollen wir konkret anfangen, dieses dicke Brett gemeinsam zu bohren".

Auch für Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) ist es wichtig, möglichst früh mit der Bahn ins Gespräch zu kommen: "In dem Bereich dauert alles seine Zeit, da muss man zeitig anfangen". Zwar ist der neue 20-Minuten-Takt nach Ebersberg eine Verbesserung, sagt Brilmayer, langfristig sei das aber nicht genug. "Wenn der öffentliche Nahverkehr gestärkt werden soll, dann braucht es ein zweites Gleis", so der Bürgermeister, wenn auch nicht auf der ganzen Strecke. Dies sei wegen der oft bis an die Gleise reichenden Bebauung wohl nicht möglich, ein Ausweichgleis bei Wiesham aber sehr wohl.

Brilmayer ist verhalten optimistisch, dass der Ausbau in den kommenden Jahren klappt. Er verweist auf das 2014 in Betrieb genommene Ausweichgleis für den Filzenexpress bei Steinhöring: "Das hat auch zuerst Jahre gedauert und dann ging es ganz schnell." Einen Komplettausbau hält auch Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) wegen der dichten Bebauung für unrealistisch. Ein Ausweichgleis bei Wiesham sei dagegen durchaus denkbar, zumal die Flächen dort in den kommenden Jahren wohl auch nicht bebaut würden.

© SZ vom 27.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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