Neues Format:Rettung als Auftakt

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Junge Menschen an Instrumente heranzuführen war stets das Anliegen der Musikinitiative Anzing. Nachdem diese in Raumnot geraten war, sprang die Gemeinde ein und ermöglichte nun sogar die Umwandlung in eine offizielle kommunale Musikschule. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Aus der vorübergehend heimatlosen Musikinitiative wird die erste Musikschule Anzings. Damit erweitert sich das Angebot, bei gleichen Preisen - dank der Zuschüsse von der Gemeinde

Von Theresa Parstorfer

Noch vor Kurzem schien sie wegen Raumnot in ihrer Existenz bedroht - nun steht die Anzinger Musikinitiative besser da denn je: Der Verein hat sich in Anzings erste offizielle kommunale Musikschule verwandelt.

Nach dreijährigem Kampf um den Erhalt der Übungsräumlichkeiten im Benefiziatenhaus war die Anzinger Musikinitiative im Sommer obdachlos geworden. Das Ende für den Musikunterricht von mehr als hundert Kindern sollte dies jedoch nicht bedeuten. Dafür setzten sich sowohl Maria Brummer, Gründerin der Initiative, als auch Anzings Bürgermeister Franz Finauer ein. Die Gemeinde organisierte Räume im Pfarrhaus, der Schule und dem Rathaus - und dachte zudem einen Schritt weiter: Der Bürgermeister erkundigte sich beim Landesverband, wie eine Umstrukturierung von der privaten Initiative zur kommunalen Musikschule ablaufen und was sie beinhalten würde - und schnell stand für ihn fest, dass dies eine gute Lösung sein könnte.

Im Gemeinderat habe es zwar schon die ein oder andere Diskussion gegeben, berichtet Finauer, letzten Endes sei der Beschluss zur Umstrukturierung dann jedoch einstimmig gefällt worden - obwohl damit etwa 30 000 Euro Mehrkosten auf die Gemeinde zukämen, so Finauer. Für ihn persönlich ist musikalische Erziehung unglaublich wichtig: Als "Bua" habe er selbst Gitarre und später Saxofon gelernt und wolle das nicht missen. Auch für Maria Brummer, bisher Vorsitzende der Musikinitiative und nach wie vor mit der Organisation des Unterrichts betraut, stellt die Gründung einer Musikschule die Eröffnung "vieler Möglichkeiten dar, auf die wir uns sehr freuen". Vor allem weil, "wir sehr traurig waren, dass wir aus dem Benefiziatenhaus raus mussten", sagt sie.

Nun findet Brummer es umso schöner, dass nichts am Programm geändert werden musste. Im Gegenteil, mit dem Status einer eingetragenen Musikschule und die garantierte Unterstützung der Gemeinde sei nun vieles möglich, was zuvor am fehlenden Geld gescheitert sei. Nicht nur können die Lehrer besser bezahlt - und auch versichert - werden, auch Zusatzangebote wie Musiktheorie oder Ensemble-Unterricht werden nun angeboten. Früher habe man die dadurch entstehenden zusätzlichen Kosten den Eltern nicht zumuten wollen, so Brummer. Als Musikschule könne man darüber hinaus freiwillige Leistungsprüfungen abhalten. "Das trägt unglaublich viel zur Motivation bei", weiß Brummer. Außerdem sei es schön für die Kinder, wenn sie tatsächlich schwarz auf weiß nachweisen könnten, dass sie ein Instrument gelernt hätten. Die Preise für die Eltern seien mit der Umwandlung nicht gestiegen und orientierten sich an den Beiträgen anderer Musikschulen.

Der Vorstand, in dem auch die Gemeinde vertreten ist, wird geleitet von Oksana Storcheva, ihre Stellvertreterin ist Brummer. Die musikalische Leitung liegt weiterhin in den Händen von Andrei Artemenko. Bereits jetzt werden in der neuen Musikschule etwa hundert Stunden Unterricht angeboten. Auch Schüler aus den umliegenden Gemeinden sollen bis 2019 in den Genuss eines vergünstigten Tarifs kommen. Allerdings sollen die gemeindlichen Zuschüsse, die dies möglich machen, für Schüler, die nicht aus Anzing stammen, nach einem Jahr Anlaufzeit ausgesetzt werden. Das solle als Anreiz für andere Gemeinden gesehen werden, sich an der Musikschule zu beteiligen, so Finauer. Ähnlich dem Model einer Volkshochschule könnten sich mehrere Kommunen an den Kosten beteiligen, die nicht vom Land übernommen werden. Konkurrenz mit der Musikschule in Vaterstetten sieht der Bürgermeister nicht. Einerseits sei die Gründung abgesprochen, andererseits "sind bei uns ja erstmal vor allem die Schüler der Musikinitiative", sagt Finauer, da nehme man sich ja nichts weg.

Die Gemeinde wird auch weiterhin Räume zur Verfügung stellen. Obwohl die Heimatlosigkeit den Ausschlag für die Gründung der Musikschule gegeben hatte, sieht Finauer eigene "Räume erst sehr weit hinten in der Dringlichkeitsliste". Ihm ist es vor allem wichtig, die Qualität des Unterrichts zu gewährleisten. Wie auch schon in der Übergangszeit wird deshalb weiterhin in der Schule, dem Gemeindehaus, dem Jugendraum sowie im Sitzungssaal des Rathauses fleißig Schlagzeug, Klavier, und vieles mehr geübt werden. Eigene Musikschulhäuser sind laut Finauer tatsächlich gar nicht üblich - Erding sei die einzige bayerische Gemeinde, in der ein eigenes Gebäude für die Musikschule bereitgestellt wurde.

© SZ vom 13.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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