Neue Kriminalitätsstatistik:Ein Landkreis der Gegensätze

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Poing fällt mit Diebstählen auf, Zorneding mit einer besonders guten Bilanz: ein Überblick über die Straftaten im Landkreis

Ronen Steinke

Die Fieberkurven, die wir auf dieser Seite zeigen, illustrieren die so genannte Häufigkeitszahl aus der Kriminalstatistik: also die Quote der angezeigten Straftaten pro 1000 Einwohner der jeweiligen Gemeinde. So sind auch Gemeinden unterschiedlicher Größe miteinander verglichen.

Markt Schwaben - ein friedlicher Ort, der zum Verweilen einlädt. Das war nicht immer so. Vor fünf Jahren waren trinkende Gruppen auf dem Marktplatz noch das geringste Problem. Schlägereien und Diebstähle häuften sich. Heute ist Zahl der Straftaten auf ein niedriges Niveau gesunken. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Wie hoch ist die Kriminalität im Landkreis insgesamt?

Im Durchschnitt wurden im vergangenen Jahr 39 Straftaten je 1000 Einwohner angezeigt. Das ist ein sehr moderater Wert. Die Zahl liegt in der Stadt München deutlich höher: Dort sind es 76 pro 1000 Einwohner. Unter den übrigen Landkreisen, die Münchens nördlichen Gürtel bilden, hat Ebersberg aber keine besonders herausgehobene Stellung. Der Landkreis Erding verzeichnet 34, Starnberg 35, Fürstenfeldbruck und Dachau jeweils 38 angezeigte Straftaten pro 1000 Einwohner. Ebersberg liegt darüber. Nur Freising registrierte etwas mehr als Ebersberg, nämlich 40.

Wie verteilt sich die Kriminalität im Landkreis?

Blickt man auf die Ebersberger Kommunen im Einzelnen, zeigen sich große Unterschiede. Ein Phänomen, das Kriminalstatistiker das "Stadt-Land-Gefälle" nennen, gibt es auch hier: Die Häufigkeit von Straftaten nimmt zu, je mehr Einwohner an einem Ort geballt leben. Der Grund: Mit der Einwohnerzahl nehmen typischerweise Anonymität, soziale Gegensätze und Tatgelegenheiten zu. Es entspricht diesem Muster, dass die kleinsten Gemeinden im Landkreis bei der Kriminalität weit unten liegen. In Glonn mit seinen 4500 Einwohnern wurden im vergangenen Jahr nur 25 Straftaten pro 1000 Einwohner registriert. In Vaterstetten, der bevölkerungsreichsten Gemeinde des Landkreises mit 22 000 Einwohnern, waren es 54 pro 1000 Einwohner - also mehr als doppelt so viele.

Sind die besonderen Probleme Markt Schwabens überwunden?

Die Marktgemeinde Markt Schwaben hatte in den vergangenen Jahren mit vergleichsweise viel Gewalt von sich reden gemacht und trotz ihrer nur mittleren Größe (12 000 Einwohner) lange die höchste Kriminalitätsbelastung im Landkreis aufgewiesen. Nun liegt sie erstmals wieder im Mittelfeld. Mit 49 registrierten Straftaten pro 1000 Einwohner liegt Markt Schwaben dort fast gleichauf mit Grafing und Kirchseeon und kaum über der Gemeinde Poing. Diese Gemeinden haben alle etwa dieselbe Größe. Markt Schwaben bewegt sich also wieder im statistischen Normalbereich - und kann nun sogar mit etwas Stolz auf eine besonders niedrige Gewalt verweisen. Die Bürger von Markt Schwaben beschäftigen die Polizei heute zwar genauso oft wie in den anderen Gemeinden vergleichbarer Größe - aber es geht dabei seltener um Gewalt. Die Zahl der angezeigten Gewaltdelikte (in unserer Grafik nicht gesondert ausgewiesen) liegt in Markt Schwaben mit 1,18 Fällen pro 1000 Einwohner deutlich unter Ebersberg, Grafing, Kirchseeon und Poing.

Wo ist die Kriminalität besonders niedrig?

Abgesehen von den vielen besonders kleinen Gemeinden im Landkreis - Baiern, Bruck, Egmating oder Emmering zum Beispiel -, aus denen sehr wenige Strafanzeigen erstattet werden, fällt eine Gemeinde besonders ins Auge: Zorneding. In Zorneding (knapp 9000 Einwohner) wurden zuletzt nur 32 Straftaten pro 1000 Einwohner registriert - das ist auffallend wenig für eine Gemeinde dieser Größe. Grafing, Kirchseeon oder auch Markt Schwaben, die alle ebenfalls um die 10 000 Einwohner haben, verzeichnen deutlich mehr Kriminalität pro 1000 Einwohner.

Wo werden insgesamt die meisten Straftaten registriert?

Die höchste Kriminalitätsbelastung im Landkreis weist nun, nach dem Ende der Markt Schwabener Sonderstellung, die Gemeinde Vaterstetten auf - was aber angesichts der Bevölkerungsdichte in dieser Großgemeinde nicht überrascht.

Wo werden die meisten Diebstähle gemeldet?

Poing, die einzige Gemeinde im Landkreis, die von einem ehemaligen Kriminalhauptkommissar regiert wird, nimmt bei Diebstählen eine überraschende Spitzenstellung ein. 19 Diebstähle pro 1000 Einwohner wurden hier im vergangenen Jahr registriert. Das sind mehr als in Kirchseeon (16,4), Ebersberg (16), Markt Schwaben (15,5), Vaterstetten (13,7) und fast doppelt so viele wie in Zorneding (8,7). Poing hatte diese Spitzenstellung schon einmal inne, im Jahr 2005. In der Zwischenzeit war Markt Schwaben nach vorn gerückt. Nun hat wieder Poing den unrühmlichen ersten Platz inne.

Wo werden die meisten Drogendelikte registriert?

Auch hier nimmt Poing eine Spitzenstellung ein. 4,5 Drogendelikte pro 1000 Einwohner wurden in Poing im vergangenen Jahr angezeigt. Das sind doppelt so viele wie in Zorneding und mehr als dreimal so viele wie in Ebersberg. Poing fällt hier aus dem Rahmen.

© SZ vom 03.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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