Natur und Kultur:Lernen von Matsch und Bäumen

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Die Sonderausstellung "Wald bildet" des Ebersberger Museums will Eltern und Pädagogen dafür sensibilisieren, was die Natur Kinder alles lehrt. Ein Teil der Schau sind sechs Außenstationen, die jederzeit besucht werden können

Von Carolin Schneider

Ein großes Loch mitten im Wald. Da es viel geregnet hat, steht Wasser darin. Matsch, viel Matsch. Für manche Menschen ein Grund, einen großen Bogen zu machen, denn nur ein falscher Schritt - und schon sind die Schuhe ruiniert. Für Kinder ist so ein Matschloch jedoch ein Traum. Auch für diejenigen, die den Waldkindergarten, die Waldspielgruppe oder den Waldhort in Ebersberg besuchen. Sie sind immer draußen, entdecken zwischen meterhohen Bäumen aufregende Dinge, springen mit Begeisterung in den Dreck - und lernen ganz viel dabei.

Lernen im Wald? Wie soll das funktionieren? Damit beschäftigt sich die aktuelle Sonderausstellung "Wald bildet" des Museums Wald und Umwelt Ebersberg. Zusammen mit den genannten Kitas wurde eine Ausstellung konzipiert, bei der es um den Wald als Erfahrungsraum geht. Schließlich kann man hier bei einem Streifzug vieles entdecken: Tierspuren, Steine, Zapfen, Rinde, Geräusche und Gerüche. Das pädagogische Stichwort dahinter: "Bildung für nachhaltige Entwicklung". Ziel ist es, Kinder dazu zu ermuntern, über die Zukunft nachzudenken und so zu handeln, dass auch die nächsten Generationen noch gut leben können.

Teil der Ausstellung sind auch Basteleien aus Waldmaterialien

Im Museum selbst nimmt die Sonderausstellung einen Raum ein. Auf den ersten Blick sieht man sehr viel Holz - Äste, Stämme, Paletten. An den Wänden hängen Matschhosen, Gummistiefel, kleine Rucksäcke, Seile und Wasserflaschen. Alles Dinge, die Kinder im Wald brauchen. In Glasvitrinen liegen Matschkugeln und Stöcke, die Vögel, Schwerter, Hammer und Füchse darstellen sollen. "Die haben wir von den Kindern ausgeliehen, später bekommen sie die Sachen natürlich wieder zurück - wie das bei Ausstellungsstücken so üblich ist", erklärt Museumsleiterin Ines Linke. An den Wänden stehen fünf Paletten, an denen Infotafeln und Tablets befestigt sind. Die Paletten hat Linke hinter dem Museum gefunden. "Es war uns wichtig, auch den Ausstellungsraum so nachhaltig wie möglich auszustatten." Deshalb wurden Baumstämme zu Hockern verarbeitet und Äste als Dekoration verwendet.

In kurzen Filmen erzählen Kindern den Besuchern, wie wichtig der Wald als Lebensraum ist, aber auch, was er ihnen selbst bedeutet und wie viel Spaß es macht, dort zusammen aktiv zu sein. Ein Film stellt die Abhängigkeit der Menschen vom Wald dar, da dieser unter anderem die Luft zum Atmen filtert. An anderer Stelle geht es um die Bedeutung von Holz, und was daraus alles hergestellt wird. Ein Mädchen erzählt, dass es zu Hause eine Blockflöte aus Holz und eine aus Plastik hat. "Aus der kommt aber kein gescheiter Ton heraus", sagt sie. Gerechtigkeit, Müllvermeidung und nachhaltige Nutzung des Waldes sind weitere Themen.

Im Museum können die Besucher außerdem Stöcke mit bunten Farben bemalen, die als Andenken mitgenommen werden dürfen. Oder sie werden ein Teil der Ausstellung. Denn dazu gehörten auch sechs Außenstationen im Forst, die bunt bemalten Stöcke weisen den Weg dorthin. Bei der ersten Station am Rand des Walds hat man eine schöne Aussicht. Auf einer roten Tafel wird erklärt, was Kinder hier lernen können: Warum herrscht im Wald ein anderes Klima als außerhalb? Woher kommt das Wasser, das in den Häusern wie selbstverständlich aus dem Hahn fließt?

Die Vergänglichkeit ist Teil der Natur

Beim Toteisloch, in dem vor einigen Jahren noch Wasser stand, jetzt jedoch Bäume wachsen, erfahren Kinder von der Vergänglichkeit der Natur und wer damit alles zu tun hat - Menschen, Tiere, Wind und Regen. Etwas entfernt liegt das Matschloch, der Lieblingsplatz der Wald-Kita-Kinder. "Hier führen sie viele Diskussionen", erzählt Linke. "Zum Beispiel darüber, ob es zu kalt ist, um im Matsch zu spielen." Zudem lernten sie hier viel über Statik, denn aus Stöcken und Ästen würden immer wieder Brücken über den Matsch gebaut.

"Die Ausstellung richtet sich vor allem an Eltern und Großeltern", erklärt die Museumsleiterin. Diese nämlich wüssten oft gar nicht, wie viel Kinder im Wald lernen könnten. Doch auch für Pädagogen seien die Informationen interessant, schließlich orientiere sich der Lehrplan bereits häufig an dem Motto "Bildung für nachhaltige Entwicklung", so Linke. "Doch manche Lehrer trauen sich an das Thema noch nicht so dran. Durch die Ausstellung können sie Anreize bekommen." Kindern selbst müsste man das alles gar nicht so genau erklären, sagt Linke, diese wüssten nämlich instinktiv, was der Wald den Menschen bedeute. "Wir wollen vielmehr Eltern und Lehrer ermuntern, mit den Kindern einfach mehr nach draußen zu gehen." Schließlich sei der Wald nicht nur ein faszinierender Lebensraum, sondern auch ein ganz besonderer Lehrer.

Die Ausstellung "Wald bildet" in Ebersberg läuft bis 31. Oktober. Das Museum Wald und Umwelt ist samstags, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Die Außenstationen können jederzeit besucht werden.

© SZ vom 28.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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