Mitten in Poing:Der Bergmolch muss umziehen

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Ein potentieller Projekt-Verhinderer ist der Bergmolch nicht, aber sehr heimatverbunden. Deshalb muss sein Tümpel mehr Platz zum Spielen für Kinder weichen

Von Barbara Mooser

Der arme Kerl. Herrlich viel Platz hatte er bisher, fast mehr als ein durchschnittlicher Neubürger in Poing-Nord. Und vor neugierigen Blicken war seine kleine Oase gut verborgen, selbst einige Gemeinderäte, die doch sonst jedes Schlagloch, jeden Wertstoffcontainer und jede Ampel in Poing kennen, wussten nichts von dem Teich neben der Kita an der Birkenstraße - und schon gar nichts von seinem Bewohner, dem Bergmolch. Doch mit der Herrlichkeit ist es jetzt vorbei, der Bergmolch muss ausziehen. Denn die Kita-Kinder brauchen mehr Platz zum Spielen und Toben, deshalb wird der kleine Tümpel im Herbst zugeschüttet.

Womöglich hat der Bergmolch geahnt, dass sich dieser Schrecken über seinem Heim zusammenbraut, denn er scheint abgetaucht zu sein: Hatten die Gutachter das Tierchen bei einer ersten Untersuchung der Fauna des Teichs noch im Kescher, machte es sich beim zweiten Besuch der Fachleute rar. Ohnehin hätte auch seine Anwesenheit nichts an der Entscheidung geändert - der Molch steht nicht auf der roten Liste der gefährdeten Arten und ist deshalb auch kein potenzieller Projektverhinderer. Selbst wenn man ihn fände, es wäre wohl schwierig, ihn gezielt umzusiedeln, denn Bergmolche sind sehr heimatverbunden, wie ein Fachmann am Dienstag im Poinger Bau- und Umweltausschuss erläuterte: Er würde wohl einfach wieder versuchen, zu seinem Tümpel zurückzumarschieren. "Das ist wie bei einem Verbrecher, der kommt auch immer wieder an den Tatort zurück", sinnierte Bürgermeister und Ex-Kripo-Beamter Albert Hingerl.

Also muss der Molch die Lektion nun auf die harte Art lernen: Wenn der Teich nicht mehr da ist, wird ihm schon nichts übrig bleiben, als sich ein neues Revier zu suchen. Gemeinderätin Bärbel Kellendorfer-Schmid zeigte sich für die Zukunft des Tierchens aber ganz zuversichtlich: "Den Bergmolch gibt's in Poing-Süd öfter, der findet schon eine neue Heimat und Spielgefährten."

© SZ vom 24.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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