Mitten in Pöring:Irrweg durch den Kreisel

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Auf der Homepage der Gemeindeverwaltung Zorneding ist derzeit ein besonderer Warnhinweis zu finden - "aus gegebenem Anlass", wie es heißt

Kolumne Von Barbara Mooser

Feuchte Haustiere in den Wäschetrockner zu stecken, ist eine schlechte Idee. Wer den Benzinstand im Tank des eigenen Wagens prüfen möchte, sollte dazu möglichst kein brennendes Streichholz verwenden. Und Kleidung sollte nicht ausgerechnet dann gebügelt werden, wenn sie gerade getragen wird.

Ratschläge, die die Welt nicht braucht - könnte man meinen. Und dennoch zieren sie Sicherheitshinweise von Produkten in den USA; die Hersteller möchten sich damit vor eventuellen Klagen schützen. Sie tun auch ganz gut daran, McDonald's etwa musste schon einmal ein paar Hunderttausend Dollar zahlen, weil sich eine Kundin einen Becher Kaffee auf die Oberschenkel gekippt und dabei Verbrühungen erlitten hatte. Seitdem steht in den USA auf den Bechern, dass es sich bei Kaffee um ein heißes Getränk handle.

Doch auch hierzulande findet man bisweilen Hinweise, an deren Notwendigkeit man zweifeln mag. Die Gemeinde Zorneding etwa macht derzeit auf ihrer Homepage explizit darauf aufmerksam, dass im neuen Pöringer Kreisverkehr "natürlich regulärer Fließverkehr entgegen dem Uhrzeigersinn" einzuhalten sei. Wie bei jedem anderen Kreisel in Deutschland eben auch. Die Anmerkung erfolgt freilich "aus gegebenem Anlass", wie es heißt, offenbar befuhren einige Autofahrer den neuen Kreisverkehr nach links im Uhrzeigersinn.

Man könnte jetzt wunderbar spekulieren, was die Autofahrer zu diesem Handeln antreibt: Wollen sie zum Jahresende ihrem Alltag einen besonderen Kick verleihen? Haben sie sich vorgenommen, mehr gegen den Strom zu schwimmen, ausgetretene Pfade zu verlassen? Oder gibt es in Pöring besonders viele Engländer, die den Kreisverkehr eben so befahren, wie sie es in ihrer Heimat gewohnt sind? Tatsächlich ist der Grund wohl viel banaler: Während der wochenlangen Bauarbeiten mit geänderter Verkehrsführung haben sich die Autofahrer offenbar daran gewöhnt, nach links von der Kreuzung abzufahren. Dass sie sich auch wieder umgewöhnen, ist stark zu erwarten. Immerhin dieser eine Warnhinweis dürfte also bald überflüssig werden.

© SZ vom 27.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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