Mitten in Kirchseeon:Wohnen wie Santa Maria

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Stammlokal gefällig? Sky du Mont alias Santa Maria wirbt in Kirchseeon für Immobilien. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Sky Dumont alias der windige Immobilienmakler aus "Der Schuh des Manitou" wirbt auf einem Plakat für Traumwohnungen. Ob das der Beginn eines neuen Werbetrends ist?

Der Weg zur Arbeit führt durch einen grauen, diesigen Herbstmorgen. Doch plötzlich, mitten in der frühnebligen Tristesse, ein fröhliches Gesicht. Von einer Plakatwand strahlt den Autofahrern ein freundlicher älterer Herr entgegen, er wirbt dafür, sich Anteile an einem Immobilienprojekt zu sichern, das nebenan hochgezogen wird. Nun ist es im kapitalistisch geprägten Gemeinwesen durchaus keine Seltenheit, dass freundlich lächelnde Menschen für alles Mögliche werben, aber der Herr auf dem Plakat an der B 304 in Kirchseeon kommt einem irgendwie bekannt vor. Da war doch mal was. Ja genau, die Werbefigur für Traumwohnungen, das ist doch ein notorischer Immobilienschwindler - also nicht in echt, sondern im Film.

In "Der Schuh des Manitu", um genau zu sein. Denn da spielt Sky du Mont, und um keinen anderen handelt es sich bei dem Herrn auf dem Plakat, den gerissenen Gauner Santa Maria. Der fällt, neben Mord, Raub und Totschlag, besonders dadurch auf, dass er als angeblicher Immobilienmakler aus Wyoming dem Apachenhäuptling Abahachi ein Stamm-Lokal verkaufen will, das sich letztlich aber als wertlose Bretterfassade à la Potemkin herausstellt. Dass dem verantwortlichen Werbetreibenden dieser Zusammenhang entgangen ist, scheint schwerlich vorstellbar. Denn wer in den vergangenen 15 Jahren gelegentlich an Sams-, Sonn- und Feiertagen den Fernseher eingeschaltet hat, dürfte mit Sky du Monts, beziehungsweise Santa Marias fragwürdigen Immobiliengeschäften vertraut sein. Ob es sich also bei den angepriesenen Traumhäusern auch bloß um auf Sperrholz gezogene Fototapete handelt? Oder um den Beginn einer neuen Werbestrategie: So könnte künftig vielleicht Bryan Cranston alias Walter White aus "Breaking Bad" Kopfschmerztabletten anpreisen ("Da hab ich was für Sie") und die Hauptdarsteller aus "Game of Thrones" könnten für die Dienste eines Mediators werben ("Gewalt ist keine Lösung"). Und wer will, kann sich jetzt noch ein Eis holen.

© SZ vom 26.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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