Mitten in Grafing:Jetzt boxen sie endlich

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In Grafing hat man mit einer Art Cross-Promotion versucht, Damen zum Boxkampf im Bierzelt zu locken - mit wenig Erfolg

Von Alexandra leuthner

Es ist gerade mal zwei Wochen her, dass der - der - Jahrhundertkampf über die Bühne gegangen ist. Floyd Mayweather Junior gegen Manny Pacquiao, die beiden angeblich besten Boxer des Planeten, sagt zumindest die Fachwelt. In der Nacht auf den 3. Mai haben sie sich getroffen, haben sich geschlagen, haben zusammen 200 Millionen Dollar mit nach Hause genommen, auf dem Schwarzmarkt sollen Tickets für eine halbe Million gehandelt worden sein. Der Pay-TV-Sender Sky hatte hierzulande schon Wochen vorher für das Event Reklame gemacht, die Kommentatoren der Fußballbundesliga waren dazu verdammt, in jeder Sendung den Kampf anzupreisen, den der Sender als kostenpflichtiges Exklusivangebot vermarktete. Cross-Promotion nennt man die ungeliebte Pflicht, und der ständig wiederholte Satz vom Jahrhundert..., na, Sie wissen schon, nervte die Zuschauer ebenso wie offenbar auch die Reporter, zumindest brachte sie den Kommentator Marcel Reif dazu, wenige Tage vor dem Ereignis mit einem tiefen Stoßseufzer zu sagen: Jetzt boxen sie endlich.

Beim Grandauer Volksfest ist am Sonntag auch geboxt worden, nicht Mayweather versus Pacquiao, sondern die DJK Bavaria Rosenheim gegen den Boxring Eintracht Berlin, Grafing statt Las Vegas also, Boxring im Bierzelt, 500 Zuschauer statt 16 500 - und einen Schwarzmarkt für die fünf Euro teuren Eintrittskarten gab es vermutlich auch nicht. Aber von Cross-Promotion haben sie in Grafing auch eine Ahnung - wenn auch unter, sagen wir, umgekehrten Vorzeichen. So wurde in den Flyern zur Veranstaltung Damen und Jugendlichen unter 16 Jahren kostenloser Zutritt versprochen - während der boxbegeisterte Pay-TV-Kunde 30 Euro extra zahlen durfte, um sich die Nacht auf den 3. Mai als Zaungast beim Jahrhundert... um die Ohren zu schlagen.

Die Faszination des Anblicks zweier Typen, die sich vorsätzlich gegenseitig die Fäuste in die Visage schlagen, ist aber mit einer kostenlosen Eintrittskarte offenbar doch nicht zu vermitteln. Zumindest ziehen die fünf Euro offenbar nicht bei den Damen - die Herren waren beim Grafinger Boxkampf, Promotion hin oder her, deutlich in der Überzahl. Da hätte vielleicht doch der Mayweather kämpfen müssen.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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