Mitten in Eglharting:Frohe Botschaft auf dem Weg

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Gegen Panik und Angst hilft manchmal ein Blick aus dem Fenster

Von Anselm Schindler

Fürchtet euch nicht" - so lautet schon die Botschaft des Engels an die Hirten aus dem Weihnachtsevangelium. Seit einigen Wochen steht diese Botschaft auch an einer Trafostation am Eglhartinger S-Bahnhof. Ganz groß, mit schwarzen Lettern auf grellem Orange. In den selben Farben, wie man sie auch von reißerischen Horrormeldungen diverser Boulevardblätter kennt. Wer den Schriftzug dort hinterlassen hat ist unbekannt, die Botschaft trifft jedenfalls den Nerv der Zeit.

Wer regelmäßig durch die Halle des Münchner Hauptbahnhofes geht, der kennt die Beamten, die dort mit Maschinenpistolen patrouillieren. Wer sich über Terroranschläge normalerweise keine Gedanken macht, der wird spätestens bei dieser Begegnung daran erinnert. Nicht nur am Hauptbahnhof oder im Boulevard, auch in den sozialen Medien steht gefühlt jeden zweiten Tag der Weltuntergang kurz bevor. Da ist es egal, dass in unseren Breitengraden immer noch die meisten Menschen an Herzkreislauferkrankungen sterben, weil... Terror! Terror! Da tut der Blick auf die schwarz-orange Botschaft am Eglhartinger S-Bahnhof gut.

Angst war selten ein guter Ratgeber für Gesellschaften, eine Bevölkerung die Angst hat lässt sich leicht instrumentalisieren, oder in Stellung bringen gegen ein Feindbild. Mit Angstmache - egal ob es dabei um soziale Unsicherheit geht, oder um die Angst vor dem Terror - lassen sich Kriege führen und Menschen ausgrenzen.

Anders als bei der Engels-Erscheinung im Evangelium wird niemand zu uns herabsteigen, um uns zu beruhigen, das müssen wir schon selbst tun. Beruhigen bedeutet dabei natürlich nicht, dass man reale Probleme ausblenden, oder nicht anpacken sollte - im Gegenteil, der Zustand der Welt drängt förmlich zum Anpacken. Egal, ob es um den Klimawandel geht, oder um die Vertreibung von Menschen aus ihrer Heimat. Oder um die Zunahme militärischer Konflikte. Doch um Probleme anzupacken braucht es Mut, nicht Angst. Und fest steht: alle, die versuchen, Ängste anzuheizen, anstatt Mut zur Veränderung zu vermitteln, werden die Probleme nicht lösen.

© SZ vom 22.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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