Mitten in Ebersberg:Zeit für große Pläne

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Die Ebersberger Grünen wollen dem Ausbau des Flugverkehrs einen Riegel vorschieben; nun hat die Kreisstadt ihre Luftverkehrs-Infrastrukturdebatte. Es gibt hier zwar gar keinen Flughafen, dafür aber ein sehr sehr langes Wort

Von Wieland Bögel

Verkehrsinfrastruktur ist ein eher langes Wort, aber schließlich bezeichnet man damit auch eher lange Dinge, etwa Straßen, Kanäle oder Eisenbahnlinien. Länger als die Verkehrsinfrastruktur ist aber die Verkehrsinfrastrukturplanung, diese wird nur noch übertroffen von der Verkehrsinfrastrukturplanungsdebatte. Auch den Landkreis Ebersberg hat eine solche Debatte erfasst, genauer eine Luftverkehrsinfrastrukturplanungsdebatte: An diesem Montag stimmt der Kreis- und Strategieausschuss über einen Antrag der Grünen ab, welcher fordert, der Landkreis möge sich dafür einsetzen, dem Ausbau des Flugverkehrs einen Riegel vorzuschieben. Ein Kontra dazu kam schneller, als man Luftverkehrsinfrastrukturplanungsdebattengegenargument sagen kann: Noch vor der Debatte im Gremium hat die Kreis-FDP ein Statement verschickt, in dem gefordert wird, die Forderung nach einem Ausbau der luftgebundenen Verkehrsinfrastruktur aufrecht zu erhalten.

Bis dahin so weit, so unspektakulär. Verschiedene Parteien haben über manche Dinge eben verschiedene Ansichten, an sich also nichts Ungewöhnliches. Und gerade Verkehr und besonders Luftverkehr ist ja ein Reizthema, über das sich trefflich streiten lässt. Interessant ist hier aber: Der Landkreis hat gar keinen Flughafen, plant keinen Flughafen und ist auch an keinem Flughafen in irgendeiner Form beteiligt. Der Flughafen, um den es geht, ist jener in München, bei dessen Planung der Landkreis, mangels Beteiligung, eben nicht mitreden kann. Also egal, ob sich der Kreistag nun diesen anschließt, die meinen, am Münchner Flughafen gebe es schon genug Startbahnen, oder jenen, die sagen "Eine geht noch" - ändern wird man damit nichts.

Schade eigentlich, denn auch in den Augen, oder vielmehr Ohren der Zuhörer, sind doch Luftverkehrsinfrastrukturplanungsdebatten von gewissem Unterhaltungswert. Damit man künftig auf eine - na, Sie wissen schon - nicht verzichten muss, gibt es nur eine Lösung: Der Landkreis braucht einen eigenen Flughafen. Jahrelange Debatten werden die Folge sein, um den Bedarf, um die Größe, um den Standort, um vieles mehr. Und falls doch irgendwann, in ferner Zukunft, eine letztgültige Entscheidung fällt: Verkehrsinfrastrukturprojekte, die man noch planen könnte, gibt es ja genügend. Schließlich hat der Landkreis Ebersberg weder einen Tiefwasserhafen noch einen Containerverladebahnhof - zumindest noch nicht. . .

© SZ vom 18.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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