Mitten in Ebersberg:Schlamm und schlimmer

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In der derzeitigen klimatischen Grundfeuchte zeigt sich, dass zwei Beine und ein aufrechter Gang einen nicht unbedingt zur Krone der Schöpfung machen

Von Rita Baedeker

Der Schlammspringer ist eine rätselhafte Kreatur. Er besiedelt die Mangrovenwälder und Brackwasser von Asien, Australien und Afrika - bis neuerdings hin zum Egglburger See. Der hiesige Vertreter der Gattung ist allerdings kein Fischartiger mit Froschaugen, sondern ein Mensch; sofern er dieser Tage den Versuch wagt, benannten Ebersberger See zu umrunden.

Vor allem in Ufernähe ist der Boden von dem ewigen Regen nämlich so aufgeweicht, dass es nur durch mutiges Hüpfen vom Stämmchen aufs Hölzchen gelingt, dem klebrigen Matsch immer wieder zu entrinnen. Auch gelegentliche Ansammlungen alten Laubs dienen als rettende Inseln. Schließlich reichen Spaziergänger, die einander begegnen, in der Not sich gern eine helfende Hand. Es bleibt aber nicht aus, dass man dennoch ab und zu beidfüßig im schmatzenden Morast landet. Sumpfuntaugliche Schuhe kann man hinterher vergessen.

Schlamm ist ja an sich eine feine Sache. Menschen zahlen viel Geld dafür, in Spas ihren Körper mit der schwarzen Schmiere einzureiben. "Rasul" heißt diese Anwendung in der Wellness-Fachsprache. Der Unterschied ist, dass es in der Kabine bullig warm ist und das Zeugs die Haut schön weich macht. In der freien Natur ist solch ein Schlammbad weit weniger gemütlich, es sei denn, man ist ein Wildschwein.

In der derzeitigen klimatischen Grundfeuchte zeigt sich wieder einmal, dass der Mensch eine ganze Menge vom Tier lernen kann - und dass zwei Beine und ein aufrechter Gang einen nicht ohne weiteres zur Krone der Schöpfung machen. Der Schlammspringer, das sei noch angemerkt, kann mit seinen Flossen sogar auf Bäume klettern. Und auch dabei, so steht zu befürchten, ist er dem Menschen überlegen.

© SZ vom 08.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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