Mitten in Ebersberg:Mindestlohn für Osterhasen

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Das Langohr ist zwar quasi nur ein Zustelldienst für Eier, hat aber alle anderen Überbringer verdrängt

Von Gerhard Wilhelm

Wer es nicht schon im Januar gewusst hat: Auf Weihnachten folgt Ostern. Unmittelbar. Ohne Unterbrechung. Zahlreiche Schokonikoläuse starten eine zweite Karriere als Osterhase. Wer sich zurzeit in den Geschäften in der Stadt umsieht, der merkt aber schnell: Der Osterhase hat Konkurrenz bekommen: Hühner, Lämmchen, Enten, alles da, dazu Eier in allen Farben. Was der Hase nun mit Eiern zu tun hat, fragt man sich schon. Legen wird er sie nicht. Aber er bringt die Eier ja auch nur, heißt es. Ist quasi ein Zustelldienst wie die Post, UPS oder Hermes. Hoffentlich kommt Andrea Nahles nun nicht auf die Idee, dass die Osterhasen Mindestlohn erhalten müssen.

Das Motiv des Osterhasen hat sich in neuerer Zeit dank kommerziellen Werbemaßnahmen mit aller Wucht ausgebreitet und frühere Überbringer des Ostereis fast völlig verdrängt. In einigen Teilen der Schweiz war beispielsweise der Kuckuck einst der Eierlieferant. Was wiederum schlüssig ist, der macht das auch im richtigen Leben. In Teilen von Westfalen war es der Osterfuchs, was unglaubwürdig ist, da der sie doch eher klaut. In Thüringen brachte der Storch und in Böhmen der Hahn die Eier zum Osterfest.

Wie der Hase zum Teil des religiösen Festes wurde, weiß eigentlich keiner so recht. Vielleicht hat es damit zu tun, dass im Frühjahr die Hasen sehr viel Nachwuchs bekommen. Die Menschen haben sich früher an diesem Zeichen der Natur orientiert. Sie wussten, dass der Winter vorbei war. Steht also für Fruchtbarkeit, das Leben an sich. So wie das Ei. Was dann wiederum für den Hahn aus Böhmen sprechen würde. Dass der gar keine Eier legen kann, ist egal. Als Hahn im Korb, beziehungsweise im Stall, ist er sowieso unangreifbar.

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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