Mitten in Ebersberg:Maibaumstehlen verboten!

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In diesem Jahr wird so wild durch die Gegend gestohlen wie noch nie. Nun starten die Maibaumfreunde zur Gass einen kleinen, liebenswerten Versuch, den Brauch zu verbieten

Von Barbara Mooser

Es ist ein paar Jahre her, da glänzte die Bayernpartei mit einem der dämlichsten Wahlplakate aller Zeiten: "Kriminalität verbieten", stand da groß. Das sollte aber nur ein kleines Witzchen sein, in Wirklichkeit ging es der Bayernpartei um das, worum es ihr immer geht: den Austritt Bayerns aus Deutschland. Die gesellige Runde der Maibaumfreunde zur Gass startet jetzt aber einen kleinen, sehr liebenswerten Versuch, die Kriminalität tatsächlich zu verbieten, oder wenigstens ein ganz bestimmtes Delikt. Der Vorstand Huber habe gesagt, dass der Baum nicht gestohlen werden dürfe, heißt es in einer Pressemitteilung der Maibaumfreunde: "Wir bitten Maibaumdiebe freundlichst, sich an diese Anordnung zu halten."

Nun ist natürlich schon ein bisschen die Frage, inwieweit die Angesprochenen sich durch dieses Verbot verpflichtet fühlen. Denn in diesem Jahr wird anscheinend so wild durch die Gegend gestohlen wie noch nie. Wo welcher Maibaum gerade ist, das wissen wahrscheinlich gerade mal die Diebe; dass überhaupt zwischendurch junge Männer im erwerbsfähigen Alter irgendwas anderes machen als Maibäume zu klauen, das kann man sich kaum vorstellen. Immerhin: Die Umgangsformen sind freundlich. Die Pöringer Burschen haben nach ihrem Coup sogar in der Wachstube der Kirchseeoner Maibaumfreunde ein Zettelchen hinterlassen - könnte ja sein, dass das Fehlen des hölzernen Mittelpunkts bei den ganzen anderen Aktivitäten, die im Maibaumstüberl so zu absolvieren sind, gar nicht aufgefallen wäre. "Wir waren hier", steht auf dem Zettel, der jetzt im Wachbuch der Kirchseeoner pappt. "Wir leider nicht . . .", haben die säumigen Wachhabenden darunter geschrieben. Doch inzwischen ist alles wieder gut, die Diebe haben versprochen, das gute Stück am Donnerstag wieder vorbeizubringen. Und beim nächsten Mal nehmen sich die Kirchseeoner vielleicht einfach die Maibaumfreunde zur Gass zum Vorbild.

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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