Mitten in Ebersberg:Gute Unterhaltung

Lesezeit: 1 min

Wer Begriffe zu wörtlich nimmt, liegt vielleicht daneben - hat im Stau aber immerhin seinen Spaß

Von Karin Kampwerth

Etwas wörtlich nehmen, kann ganz schön daneben gehen. Das weiß spätestens der Spaßvogel, der am Straßenverkauf vom Wienerwald schon einmal versucht hat, eine Straße zu kaufen. Die Hendlverkäufer klopfen sich deshalb vor Lachen nicht zwingend auf die Schenkel. Dass man mit der Wörtlichnehmerei auch als Werbender auf die Nase fallen kann, weiß man ebenfalls bei der Bahn. Dass sie kommt, wurde einst auf allerlei Plakaten verkündet. "Nur wann?" lautete der Standardspruch, den leidgeprüfte Pendler hinter die Werbeaussage gepackt haben. Durchaus amüsant im Kopfkino kann es allerdings werden, wenn man Fußballkommentatoren beim Wort nimmt - auch wenn Fragen offen bleiben. Gilt es nun als Tor oder als Foul, wenn ein Spieler den Ball unter die Latte nagelt? Blöd wird's hingegen, wenn man sein Navi an der falschen Stelle beim Wort nimmt, denn ein freundliches "Bitte rechts halten" heißt nicht unbedingt, dass man sein Auto umgehend dort abstellen sollte.

Tatsächlich eine Zwangspause einlegen mussten allerdings Autofahrer am Dienstagvormittag kurz vor Ebersberg. Auf Höhe des Egglburger Sees besserten die Mitarbeiter der Straßenmeisterei die Asphaltschicht aus. Mit dabei hatten sie allerlei Werkzeug - und ein "Fahrzeug zur Straßenunterhaltung". Kein Wunder, dass bei derlei Bezeichnung die Gedanken des Autofahrers ins Kraut schießen, während sich hinter ihm der Stau aufbaut. Vielleicht wird statt Langeweile endlich mal was geboten, weil gleich ein paar Comedians aus dem Unterhaltungsfahrzeug springen, um auf dem Mittelstreifen ihre Faxen zu machen. Unterhaltungswert hätten auch die Arbeiter, die auf der Ladefläche mit Schaufel und Besen eine Percussion-Show nach dem Vorbild von Stomp abliefern, während die Kollegen die Straße reparieren. Wobei Letzteres für die gute Laune völlig ausreichend wäre - schließlich käme man staulos auf schlaglochfreien Straßen erst gar nicht auf dumme Gedanken.

© SZ vom 19.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: