Mitten in Ebersberg:Ein Mann will hoch hinaus

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Von Thomas Huber kann man einiges erwarten - unter die Extrembergsteiger ist er aber dann doch noch nicht gegangen

Von Isabel Meixner

Als Journalist ist man nach einer Weile der festen Überzeugung, seine Pappenheimer zu kennen und vor allem Lokalpolitiker gut einschätzen zu können, wie sie ticken, wofür sie stehen und was ihnen niemals über die Lippen kommen würde. Und doch, sie schaffen es immer wieder zu überraschen. So wie neulich Thomas Huber. Der nämlich spricht auf Einladung des Alpenvereins am kommenden Mittwoch im Gasteig, und zwar über das Thema Klettern.

Nicht, dass man dem CSU-Landtagsabgeordneten und Kreisvorsitzenden prinzipiell nicht zutrauen würde, einen Abend lang über ein Thema zu reden, bei dem er sich in der Vergangenheit nicht zwangsläufig hervorgetan hat. Huber ist Mitglied des TSV Grafing und des Rad- und Skiclubs Elkofen, hat kürzlich beim "Charity Run" in München teilgenommen und ist sicher in seiner Kindheit mal auf den einen oder anderen Baum gekraxelt. Außerdem strebt er in seiner Partei nach oben. Warum sollte er da nicht über die Kunst des Kletterns im doppelten Wortsinn sprechen? Zumal sich bei dieser Gelegenheit sicherlich die eine oder andere politische Botschaft verstecken ließe . . .

Aber dennoch, zwei Dinge irritieren an der Einladung zum Vortrag. Zum einen der Absender: Nicht Thomas Huber selbst, der auch bei nebensächlicheren Neuigkeiten eine Pressemeldung verschicken lässt, kündigt diesen "Höhepunkt in der neuen Saison" an, sondern der Alpenverein. Und zum anderen bleibt da doch ein Zweifel. "Sehnsucht Torre" heißt der Titel der Veranstaltung, es ist von Patagonien und Extremklettern die Rede. Hätte man eine derartige Expedition nach Argentinien nicht irgendwie mitbekommen?

Ein Klick auf die Einladung schafft Klarheit. Im Gasteig ist Extremkletterer Thomas Huber von den Huberbuam zu Gast, nicht der Grafinger Landtagsabgeordnete. Der wird am selben Tag nur ein paar hundert Meter weiter im Maximilianeum sitzen bei der Fraktionssitzung seiner Partei. Und wohl daran arbeiten, hoch hinaus zu kommen.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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