Mitten in Ebersberg:Die Bayern und die Burger

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Klassiker mit neuem Namen: Der Leberkäs-Burger ist etwas für Freunde des Traditionellen. (Foto: Korbinian Eisenberger/oh)

Vogelwilde Kreationen werden neuerdings als Snack zwischendurch angeboten. Da muss man sich schon was einfallen lassen, damit die traditionelle bayerische Brotzeit nicht ganz untergeht

Kolumne von Karin Kampwerth

Die Zeiten des aus den USA importierten gemeinen Fleischbrötchens, also eine flachgeklopfte Hack-Bulette, die mit Ketchup beschmiert zwischen zwei schaumstoffweiche Semmelhälften geklemmt wird, sind sowas von Neunzehnhundertirgendwas. Längst haben kreative Köche den Burger als Objekt der Begierde nicht nur für den hohlen Zahn, sondern vor allem für vogelwilde Kreationen entdeckt. Und dabei soll nun wirklich nicht die Rede von einer allseits bekannten Fastfoodkette sein, die ihren Burgern mal mit Röstitaler einen Schweizer Look einverleibt oder mit Nürnberger Bratwürsteln in ein fränkisches Format presst. Es wäre nicht verwunderlich, wenn zur Fußball-WM in zwei Wochen eine Bulette mit eingestanztem Ballmuster serviert wird.

Ohnehin muss man nur mal im Internet nach Rezepten suchen. Da gibt es den spanischen Burger mit Pimientos und Manchego-Käse, den Balkan-Burger mit Ajvar-Creme und Schafskäse oder auch den obligatorischen Asia-Burger mit Thunfischsteak und scharfer Wasabipaste. Über Ausrutscher wie den Fischstäbchen-Burger oder den Weißwurst-Burger, in Ebersberg jüngst auch wahlweise als Weißwurst-Hotdog in Erscheinung getreten, muss man allerdings nicht wirklich diskutieren.

Ohnehin hat den Burger doch sowieso erst der Bayer salonfähig gemacht. Lange bevor McDonalds in den 70ern seine erste Burger-Braterei in Europa eröffnete, packten Hungrige zwischen Aschaffenburg und Berchtesgaden längst eine ordentliche Scheibe Leberkäs mit süßem Senf in die Semmel und fertig war der Mittagssnack. Eine übrigens seit 200 Jahren überlieferte und damit auch ein bisschen angestaubte Esskultur - was vielleicht einen Ebersberger Bäcker nun auf die Idee brachte, das gute Stück rein optisch einer kleinen Verjüngungskur zu unterziehen. Und so gibt es die Leberkässemmel als Leberkäs-Burger, aufgestylt mit Spiegelei in einer trendigen Laugensemmel, in dessen oberer Hälfte das obligatorische Burger-Spießchen steckt. Wie so ein Burger schmeckt? Naja, eigentlich wie eine Semmel mit einer ordentlichen Scheibe Leberkäs und mit einem Spiegelei obendrauf.

© SZ vom 05.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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