Mitten in Ebersberg:Da war doch mal was...

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Eine Werkstatt in Ebersberg wird von den Behörden vergessen - und erst nach Jahren fällt das auf. Ja, sowas gibt's

Von Wieland Bögel

Im Laufe der Zeit verschwindet so manches, angefangen von Kugelschreibern, Omas Silberlöffeln und dem lustigen T-Shirt aus dem letzten Urlaub über Bernsteinzimmer, Nibelungenschatz bis zu ganzen Städten. Je nach Art und Größe des verlorenen Objekts sind fürs Wiederfinden entweder waghalsige Abenteurer, ein Besuch auf dem Fundbüro oder ein Blick in den Staubsaugerbeutel nötig. Manchmal aber, da taucht etwas, das lange vergessen war, auch ganz plötzlich wieder auf - so wie nun eine Autowerkstatt in Ebersberg.

So richtig weg war der kleine Betrieb am Stadtrand natürlich nie, aber aus dem Blick der Bürokratie geraten - zum zweiten Mal bereits. Wie nun im Technischen Ausschuss zu erfahren war, gebe es keine Dokumente dazu, seit wann es die Werkstatt gibt, laut einiger Mitglieder des Gremiums "war die schon immer da". Offiziell und aktenkundig wurde sie dann vor 16 Jahren, da stellte man im Landratsamt Ebersberg fest, dass nie eine Genehmigung erteilt wurde. Stattdessen wurde eine Duldung für den Betrieb erteilt, der damit gewissermaßen erneut verschwand.

Kürzlich muss ihn jemand im Landratsamt wiedergefunden haben, von dort wurde die Stadt aufgefordert, zu prüfen, ob zu genehmigen sei, was seit ungezählten Jahren bereits existiert. Laut Bauamtsleiter Christian Stöhr ist eine Genehmigung aber aus mehreren Gründen unmöglich. So sind gewisse Vorgaben bei der Erschließung nicht erfüllt, der Betrieb liegt im Außenbereich und außerdem im Landschaftsschutzgebiet - das allerdings in seiner jetzigen Form erst Jahrzehnte nach Eröffnung der Werkstatt eingerichtet wurde.

Daher müsse man eine Genehmigung leider ablehnen, fasste Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) zusammen, man werde sich beim Landratsamt aber für eine Fortsetzung der Duldung einsetzten. Ohnehin sei der Inhaber der Werkstatt schon in vorgerücktem Alter, solange er den Betrieb noch führen könne, solle man ihm das auch erlauben. Dies fand im Ausschuss einhellige Zustimmung, Gerd Otter (FW) merkte an, dass die Mängel "so gravierend ja nicht sein können", wenn man es Jahrzehnte lang geduldet habe. Wie viele weitere Jahre dieser Zustand verlängert werden kann, muss nun das Landratsamt entscheiden - wenn die Werkstatt vorher nicht wieder einfach verschwindet.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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