Mitten in Ebersberg:Böse Bürokratie

Lesezeit: 1 min

Auf dem Waldmuseum soll eine ganz kleine Fotovoltaikanlage entstehen - mehr erlauben die Gesetze nicht

Von Jan Schwenkenbecher

I glaub ja vui. Vui. Aber des glaub I net", rief einer der Stadträte im Technischen Ausschuss in den so schön widerhallenden Sitzungssaal des Ebersberger Rathauses. Fairerweise muss man sagen, dass es um ein hoch emotionales, geradezu europäisches, und damit in diesen Zeiten fast schon demokratiegefährdendes Thema ging: Straßenbelag. Dass es aber doch nicht so schlecht steht um die Demokratie, zumindest in Ebersberg, wird schnell klar, betrachtet man die Szene genauer. Wegen der Bürokratie. Dank ihr meldete sich besagter Stadtrat artig, ließ erst jene sprechen, die ihre Hand zuerst gen Himmel - Pardon, gen Bürgermeister - gestreckt hatten. Und explodierte erst, ganz formgerecht, als er an der Reihe war.

Doch so sehr die Bürokratie emotionale Stadt- oder Gemeinderatsdebatten in rationalem Zaum zu halten vermag, so sehr gefährdet sie Innovationen. Zum Beispiel die des Museums Wald und Umwelt. Bürgermeister Walter Brilmayer berichtete: Im Dezember sei er mit dem Landrat und dem bayerischem Generalkonservator Mathias Pfeil zum Museum marschiert. Dort habe er das Anliegen des Museums vorgetragen, nämlich - nachdem man dort nun den Stromverbrauch um die Hälfte reduziert habe - den Rest aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Die bösen Gesetze aber gefährdeten das Projekt. Denn: Fotovoltaik auf dem Dach? Denkmalschutz. Ein kleines Windrad vorm Haus? Landschaftsschutz. In der jüngsten Sitzung dachte der Bürgermeister sogar laut über ein Kunstwerk aus Fotovoltaikzellen nach. Problem hier, mit Blick ins städtische Portemonnaie: Kostenschutz.

Der Herr Pfeil verwies dann, so Brilmayer, an den Herrn Flügel. Der Herr Flügel arbeitet bei der Landesstelle für nicht-staatliche Museen und hatte da mal was in einer Broschüre gelesen, was er dem Ebersberger Bürgermeister auch mitteilte. Nun soll auf dem Dach vom Museum ein kleiner Streifen mit Fotovoltaikzellen angebracht werden, ein ganz kleiner. Das ließe sich vermutlich mit dem Denkmalschutz vereinbaren.

Brilmayer findet die Idee nun in zweierlei Hinsicht ganz famos: Erstens im Sinne der Nachhaltigkeit, klar. Zweitens aber auch im Sinne der Didaktik. Das sei ein ganz tolles Projekt, so der Bürgermeister, anhand dessen man nicht nur Fotovoltaik erklären könne, sondern auch die Bürokratie.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: