Mitten in der S-Bahn:Wie es euch gefällt

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Was belauscht man denn da für spannende Gespräche? An der Uni kann man "Star Wars" studieren und der Polizeichef wird zum Bürgermeister? Tja, das gibt es wirklich!

Von Carolin Fries

So schön anders es überall auf der Welt auch ist, kommt man aus dem Urlaub zurück nach Hause, hat dieser kleine Teil der Welt bitte so zu sein, wie man ihn verlassen hat. Okay, der Mais am Straßenrand darf gewachsen sein, die Tomaten auf dem Balkon können gereift sein - viel mehr aber auch nicht. Umso irritierender waren da die Gesprächsfetzen einer Gruppe Kinder und Jugendlicher in der S-Bahn, geschätzt zwischen zehn und 15 Jahre alt, die begeistert von ihrem Studium berichteten und der Bürgermeisterwahl.

Wie zu vernehmen war, haben einige der Kinder das Fach "Star Wars" belegt und den Kurs "Brause machen". Die Vorträge seien langatmig gewesen, aber immer noch besser als die Aussicht, sich in die endlos lange Schlange vor dem Arbeitsamt einreihen zu müssen. Am Ende müsse man noch bei der Müllabfuhr arbeiten. Dann schon lieber die Kellner im Restaurant ordnen, die sich immer kreuz und quer an der Essensausgabe anstellen. Oder den Bus über die Straße schieben, als Architekt ein mehrstöckiges Schwimmbad planen und mit der Polizei Verbrecher jagen.

Wo waren diese Kinder, die sich beschweren, für eine Breze nahezu den kompletten Stundenlohn auf den Tisch gelegt und eine halbe Ewigkeit auf den Bus gewartet zu haben? Und was ist davon zu halten, dass der Polizeichef zum Bürgermeister gewählt wurde? Ist es möglich, dass sich die gewohnte Welt so schnell verändern kann? "Morgen will ich wieder nach Mini-München", sagt da einer der Buben. Erleichterung. Die Kinder haben eine Spielstadt besucht, die erwachsenen Besuch lediglich für je eine Stunde am Tag zulässt.

Sie schmieden Pläne. Es geht um coole und uncoole Jobs, verbranntes Popcorn im Kino, schlechtes Essen im Restaurant und die geringe Wahrscheinlichkeit, den Traumjob zu kriegen. Im Mittelpunkt steht aber die Frage, ob es sich lohnt, in der letzten Aktionswoche die Bank auszurauben. Nun, der Polizeichef müsse sich als Bürgermeister nun ja um andere Dinge kümmern und überhaupt sei die Polizei chronisch unterbesetzt. Da ist sie wieder, die vertraute Welt.

© SZ vom 12.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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