Mitten in Baldham:Zusammen gewonnen

Dass bayerischer Dialekt und dunkle Hautfarbe gut zusammenpassen, zeigen junge Burschen beim Schachspielen.

Von Anselm Schindler

Große Plastik-Schachfiguren stehen im Innenhof zwischen den Läden des Baldhamer Marktplatzes. Eine Durchschnittserwachsenen reichen die Spielfiguren bis zum Bauchnabel. Die meiste Zeit stehen sie unbeachtet herum, benutzt werden die Figuren selten. Kein Wunder, wer will sich schon in der Öffentlichkeit blamieren? Und wer hat schon Durchblick, wenn man einige Meter laufen muss, um den gegnerischen Bauern zu schmeißen?

An diesem Nachmittag trauen sich zwei junge Baldhamer trotzdem auf das Spielfeld. "Pack mas o", ermuntert der eine den anderen. Zwischen den Geschäften schlendern zwei andere junge Männer entlang. Von den zwei Baldhamer Burschen unterscheidet sie nur ihre Hautfarbe. Die beiden werfen den künstlichen Figuren und den menschlichen Spielern interessierte Blicke zu. "Megts mit macha?", ruft der eine Baldhamer den dunkelhäutigen Männern zu. "De verstengan doch koa Boarisch", tuschelt ihm der andere Baldhamer zu. "Freili" antwortet einer der Angesprochenen daraufhin in so etwas wie gebrochenem Bayerisch. Die Vier grinsen sich an. "Wir nehmen die Schwarzen" sagen die neuen Spielpartner mit einem ironischen Lachen. Die beiden Baldhamer rücken einen ihrer Bauern ein Feld vor.

Weiß beginnt, schwarz gewinnt, heißt es im Schach so schön. Wer gewonnen hat ist zwar nicht bekannt, das Spiel wird sich wohl noch einige Zeit gezogen haben. Doch der eigentliche Sieger steht trotzdem fest: Es ist das Miteinander.

© SZ vom 03.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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