Mitten in Aßling:Wenn's stinkt, dann stinkt's

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Weil aus einem Kuhstall wenige Wohlgerüche kommen, muss ein kleines Baugebiet um vier Meter versetzt werden. Ob es da weniger riecht, glaubt wohl nur der Beamte, der diese Regelung festgesetzt hat

Von Carolin Fries

Wer auf dem Land lebt, weiß, dass die gesunde Landluft nicht zwingend ein Wohlgeruch sein muss. Selbstverständlich ist hierzulande geregelt, wie arg es wo stinken darf. Im Außenbereich etwas mehr als im Dorfgebiet, im reinen Wohngebiet freilich weniger. Die Einheit, mit der die Immission gemessen wird, heißt Geruchshäufigkeit. Im Dorfgebiet sind 15 Prozent Geruchshäufigkeit zulässig, im Außenbereich satte 25 Prozent. Zahlen ohne Aussagekraft, deshalb zur Orientierung: In dem kleinen, landwirtschaftlich geprägten Weiler Ast in Aßling liegt die Geruchshäufigkeit zwischen 20 und 25 Prozent.

Den meisten Menschen in Ast wird es wurscht sein, wie hoch die Geruchshäufigkeit ist. Wenn es ganz arg ist, dann wird die Wäsche eben nicht draußen unter den Apfelbäumen aufgehängt sondern im Haus und die Fenster bleiben geschlossen. Weil aber nun ein kleines Baugebiet ausgewiesen wird, geht es darum, ob es den künftigen Astern (den Einwohnern, nicht den Blumen), nicht irgendwann gehörig stinkt in ihrem neuen Zuhause. Und die Landwirte deshalb womöglich ihre Ställe nicht erweitern dürfen. Konkret plant ein Landwirt nahe dem Bauraum einen neuen Milchstall, er hat deshalb eine Geruchsimmissionsprognose beauftragt. Und siehe da: Für den neuen Bauraum werden als Gesamtbelastung 25 Prozent Geruchshäufigkeit vorausgesagt - zu viel, wie das Landratsamt nach ausführlicher Abwägung bemängelt.

Die Immissionsschutzbehörde kommt zu dem Ergebnis, dass maximal ein Wert von 23 Prozent Geruchshäufigkeit akzeptiert werden kann. Der Bauraum wurde darum um vier Meter nach Westen verschoben. Alternativ hätten es auch drei Meter nach Norden sein können. Mögliche Klagen gegen den Bau des Stalls hat man damit im Keim erstickt. Aber ganz ehrlich: Dass es drei oder vier Meter weiter weniger stinkt, das glaubt kein Mensch. Jedenfalls keiner, der auf dem Land lebt.

© SZ vom 22.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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