Kulturfeuer:Unbezahlbares Lebensglück

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Das Kulturfeuer ist eine große Bereicherung für die Stadt und das kulturelle Leben. Es stillt den Hunger der Ebersberger nach Events, einem Treffpunkt und nach Gemeinschaft

Von Carolin Fries

Es war die pure Freude, zu erleben, wie die Menschen das Kulturfeuer angenommen haben. Neben den Veranstaltungen im Alten Speicher ist es vor allem der belebte Klosterbauhof, der einen ganz besonderen Zauber in die Stadt bringt. Hier sitzt man am Feuer, hängt die Zehen in den Sand oder steht an der Bar und genießt das unbezahlbare Glück des Lebens, einfach da zu sein. Wer eine Karte für eine Abendveranstaltung hatte, stimmte sich im Innenhof mit einem Aperitiv ein, bevor er die Treppen hinauf in kulturelle Höhen stieg. Wer keine Karte hatte, war darüber nicht zwingend unglücklich, manchmal sogar recht glücklich. Zwei kurzweilige Stunden später traf man sich eh wieder am Feuer. Fast jeden Abend hörte man dann jemanden andächtig seufzen, wie herrlich es doch wäre, wäre es immer so.

Einmal ganz abgesehen davon, dass diese besondere Stimmung trotz Sand und Licht und Bar nicht unbegrenzt halten würde, muss erwähnt werden, dass hinter dem ganzen Zauber - neben Geld und dem Vertrauen der Sponsoren - eine Menge Arbeit steckt: Nicht nur hinter den Bars in Saal und Hof stand täglich bis in die tiefe Nacht eine ganze Mannschaft an tüchtigen, jungen Menschen bereit. Das Team um Markus Bachmeier funktioniert längst wie eine Truppe Heinzelmännchen, von denen man nur ahnen kann, dass sie wieder am Werk waren: Sie legten zur rechten Zeit Holzscheite nach, sammelten Glasscherben und Müll ein, vermittelten nebenbei Fundstücke zurück an ihre Besitzer und versuchten kulinarisch allen Sonderwünschen und Unverträglichkeiten nachzukommen. Um nur ein paar Dinge zu nennen. Viele Besucher erkennen das an, einige können es sogar artikulieren, was großartig ist. Sie schaffen damit ein Gegengewicht zu den ewigen Nörglern, die es auch angesichts der erschwerten Bedingungen, unter denen hier gearbeitet wird, nicht lassen können, sich hemmungslos zu beschweren. In der Regel über Banalitäten. Um das gefühlte Stimmungsverhältnis zurecht zu rücken, deshalb der Hinweis: Wer seinen Zuspruch noch nicht losgeworden ist - er wird vom Veranstalter gewiss auch nachträglich noch angenommen.

Das Kulturfeuer ist unbestritten eine große Bereicherung für die Stadt und das kulturelle Leben. Es stillt den Hunger der Ebersberger - und der Menschen drumherum, die sogar aus München anreisen - nicht nur nach Events, sondern auch nach einem Treffpunkt und nach Gemeinschaft. Es zeigt: Hier, im Herzen der Stadt, kommt man nicht nur zusammen, um öffentlich zu gedenken, Klimaschutz zu propagieren oder gegen Rassismus zu demonstrieren, wie in den vergangenen Monaten geschehen. Sondern auch, um das Gemeinschaftsgefühl zu erleben, das dafür erst die Voraussetzung schafft.

© SZ vom 25.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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