Kreishandwerksmeister:"Besonders hart trifft es Bäcker und Metzger"

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Der Grafinger Bäckermeister Johann Schwaiger ist seit 1999 oberster Handwerker im Landkreis. Schwaiger gehört der CSU an, für die er im Kreistag sitzt. Außerdem ist er Mitglied des Grafinger CSU-Ortsvorstandes. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Johann Schwaiger spricht über Bewerbermangel für Lehrstellen und was dagegen hilft

Interview von Christoph Jänsch, Ebersberg

Regionalen Betrieben, die keine aufwendigen Marketingkampagnen starten können, erleichtern Jobmessen wie an der Aßlinger Mittelschule die Suche nach geeigneten Auszubildenden. Wie wichtig das ist, erläutert Kreishandwerksmeister Johann Schwaiger.

SZ: Wie viele freie Ausbildungsplätze konnten in diesem Lehrjahr nicht besetzt werden?

Laut Agentur für Arbeit blieben zu Ausbildungsbeginn im vergangenen September insgesamt 158 Lehrstellen im Landkreis unbesetzt. Und obwohl wir im Handwerk etwa 300 neue Azubis einstellen konnten, blieben einige Stellen unbesetzt. Das Angebot ist einfach größer als die Nachfrage.

In welchen Branchen ist der Nachwuchsmangel besonders groß?

Besonders hart trifft es die Bäcker und die Metzger. Die Schülerinnen und Schüler kommen immer mit dem Argument der schlechten Arbeitszeiten. Aber in welchem Beruf gibt es schon noch tolle Arbeitszeiten? Polizisten, Krankenpfleger und Piloten müssen auch abends, an Wochenenden und Feiertagen arbeiten.

Welche Defizite können Sie im Bewerbungsprozess vermehrt feststellen?

Im Großen und Ganzen stellen Schulen und die Agentur für Arbeit junge Leute sehr gut auf die Bewerbungsverfahren ein. In ihren Trainings vermitteln sie wichtige Kompetenzen, daher fallen die Defizite eher gering aus. Auffällig ist nur, dass die Bewerber oftmals zu schlecht vorbereitet sind. Das beginnt schon im Bewerbungsanschreiben, in dem mitunter veraltete Berufsbezeichnungen gewählt oder die korrekten dann falsch geschrieben werden. Auch bereiten sich potenzielle Auszubildende für das Bewerbungsgespräch nicht gut genug vor und setzen sich zu wenig mit dem Betrieb auseinander. Da können schon Fragen nach den hergestellten Produkten oder der Mitarbeiteranzahl schwierig werden.

Was wünschen Sie sich von künftigen Bewerbern?

Jeder Schulabgänger, der ins Handwerk gehen möchte, sollte mal in verschiedene Berufe reingeschnuppert haben. Praktika sind dafür eine tolle Gelegenheit und können unter Umständen sogar die Bewerbung überflüssig machen, sofern sich ein Praktikant gut anstellt. Diese Gewissheit, sich für den richtigen Ausbildungsplatz entschieden zu haben, reduziert die Abbrecherquote ungemein. Obwohl die für unseren Landkreis in den letzten Jahren sowieso drastisch gesunken ist. Von den etwa 300 neuen Auszubildenden jährlich brechen nur zehn ab. Das heißt, meist wechseln sie sogar nur den Betrieb.

Nehmen Betriebe ihrer Kreishandwerkerschaft auch an Jobmessen teil?

Ja, wir organisieren für unsere Mitglieder jährlich zwei eigene Jobmessen. Hier stellen sich etwa 60 Betriebe aus den verschiedensten Gewerken vor. Eine für den nördlichen Teil des Landkreises, eine für den südlichen. Die nächste Berufsinfo-Messe für den südlichen Teil des Landkreises findet am 28. Februar ab Uhr in Kirchseeon statt.

Welche Erfahrungen machen Sie mit diesen Messen?

Es kommen zu jeder Messe etwa 500 Interessenten. Als Erstkontakt ist das eine super Möglichkeit für Schüler und Unternehmen, ins Gespräch zu kommen. Das wird auch von vielen wahrgenommen.

© SZ vom 07.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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