Kompromiss im Stadtrat:Stabsstelle Stadtmarketing

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Grafing professionalisiert seine Wirtschaftsförderung

Von Thorsten Rienth

GrafingSeit Jahren war darüber debattiert worden, nun ist die Entscheidung gefallen: Grafing bekommt einen städtischen Wirtschaftsförderer. Vor allem die Freien Wähler hatten eindringlich darauf beharrt, eine solche Stelle zu schaffen. "Die positive wirtschaftliche Entwicklung eines Standortes ist kein Selbstläufer", schrieb Fraktionschef Christian Einhellig in einem aktuellen Stadtratsantrag. "Der Wirtschaftsförderer akquiriert die geeigneten, aufeinander abgestimmten Betriebe für eine Ansiedlung am Wirtschaftsstandort Grafing und präsentiert diesen Standort mit Leidenschaft, Know-how und Überzeugung in Beratungsgesprächen, Veranstaltungen und im Internet." Dazu müsse er eine hohe Kommunikationskompetenz mitbringen und ein breites Fachwissen - "damit die Unternehmen einen Ansprechpartner auf Augenhöhe haben".

Konkret heißt das: Jemand soll sich hauptamtlich um die Anliegen der örtlichen Unternehmen kümmern und nach Möglichkeit viele neue Gewerbesteuerzahler in die Stadt lotsen. Hintergrund ist, dass diese Steuerart vollständig in den Gemeindeetat fließt. Sie ist damit eine der wenigen beeinflussbaren Stellschrauben bei den Gemeindeeinnahmen. Aus Sicht zahlreicher Stadträte herrscht in Grafing Potenzial, weil vergleichbare Gemeinden im näheren Umkreis nachweislich höhere Gewerbesteuereinkünfte vorweisen können.

Der FW-Antrag kam für die jüngste Stadtratssitzung zwar zu spät im Rathaus an. Die Verwaltung hatte das Thema dennoch bereits auf die Tagesordnung gesetzt. Vorgeschlagen wurde eine Stabsstelle, die direkt der Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) unterstellt ist - ein Zugeständnis ihrerseits. Ursprünglich hatte Obermayr eine kombinierte Stelle von Klimaschutzmanager und Wirtschaftsförderer vorgeschwebt. Die Freien Wähler auf der anderen Seite pochten nicht länger darauf, das Stadtmarketing von einem externen Dienstleister erledigen zu lassen. Nicht nur, dass dies aus Gründen der Scheinselbstständigkeit schwierig geworden wäre. Ihr Schlagsatz "Wirtschaftsförderung ist Chefsache" war schließlich mit der Stabsstelle erfüllt.

Ganz ohne externe Expertise wird die professionalisierte Grafinger Wirtschaftsförderung ohnehin nicht zu schultern sein: "Die Einbindung externer Firmen, die sich auf die Strategien des Standortmarketings spezialisiert haben, ist unabhängig von der zu schaffenden Stelle notwendig und zielführend", argumentierte die Stadt in der Beschlussvorlage. Der Stadtrat nahm die Vorlage schließlich ohne Gegenstimmen an.

© SZ vom 29.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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