Kommentar:SPD ohne Konsequenz

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Seit Jahren fordern die Sozialdemokraten bezahlbaren Wohnraum. Doch wenn es darauf ankommt, sind das nur leere Worte, wie das Beispiel in Pliening zeigt

Von Alexandra Leuthner

Ob sich die Plieninger Sozialdemokraten da nicht selbst ein dickes Ei gelegt haben? Ihnen also ist der Neubau von günstigen Wohnungen neben der alten Geltinger Schule zu teuer, die Kostensteigerung von, zugegeben, gut 50 Prozent gegenüber der ersten Schätzung zu heftig, ja gar "jenseits von böse und ganz schlecht".

Moment mal, war da nicht was? Hört man nicht Sozialdemokraten landauf landab - zu Recht - seit Jahren nach bezahlbarem Wohnraum rufen? Im Bund, im Land, und in Pliening ebenso? Noch im Dezember 2016 hatten die Plieninger Genossen in einem Antrag genau dies gefordert und kritisiert, dass die im neuen Wohngebiet in Landsham-Süd geplanten Mehrfamilienhäuser als Wohnraum für niedrige Einkommensgruppen nie reichen könnten. Im Januar vor einem Jahr wollten Teile der Fraktion das Haus in Gelting ganz wegreißen, um Wohnungen zu bauen, sahen in der Sanierung ein Fass ohne Boden. Dann hat sich der Gemeinderat in mühsamen Diskussionen zu einer Kompromisslösung durchgerungen, die scheinbar alle befriedet: Die Alteingesessenen, die mit einem Abriss des Gebäudes auch ihre Erinnerung unter die Bagger kommen sahen, bekommen einen renovierten Altbau; die anderen daneben einen in der ursprünglichen Optik gestalteten Neubau mit sozialer Nutzung.

Aber nun scheint den Sozialdemokraten das Geld wichtiger als der soziale Gedanke. Soll doch die ach so häufig bemühte Kindergärtnerin woanders hinziehen, die unterbezahlte Krankenschwester einen gut verdienenden Mann heiraten, wenn sie sich keine Wohnung leisten kann - was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? Ja, das klingt hart, aber der Eindruck drängt sich auf, dass es der Plieninger SPD letztendlich darum geht, ein Projekt zu torpedieren, das ihr irgendwie doch nicht passt.

Klar ist so eine Kostensteigerung kein Pappenstiel, natürlich muss ein Gemeinderat auch das Geld der Steuerzahler im Blick haben. Aber das weiß doch wirklich jeder, der schon einmal etwas mit der Bauerei zu tun hatte: Am Ende kommt nichts so billig wie man am Anfang gedacht hat. Doch die SPD - und das gilt leider nicht nur für die in Pliening - hat leider vergessen, worauf es für ihre Partei ankommt: Zuverlässig, glaubwürdig und manchmal auch unter Schmerzen die Positionen derer zu vertreten, die es in unserer Gesellschaft am dringendsten brauchen. Und da braucht es keinen Deutschlandtrend, um das zu erkennen.

© SZ vom 03.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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