Kommentar:Schwarzen Peter weitergeschoben

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Macht doch, was ihr wollt: Das hat der Ministerpräsident jetzt den Gymnasien signalisiert. Das bringt viel Konfliktpotenzial mit sich

Von Barbara Mooser

Ein Faible für komplizierte Denksportaufgaben ist sicher hilfreich, wenn man in einer Boom-Region wie Ebersberg für die Planung der weiterführenden Schulen zuständig ist: Man muss den Zuzug im Auge behalten, darf die vergleichsweise hohen Geburtenzahlen im Landkreis nicht vergessen und sollte darüber hinaus ständig beobachten, was sich in der Umgebung außerdem noch so tut. Nun hat die Staatsregierung sichergestellt, dass es den Verantwortlichen in den Schulen ebenso wie im Ebersberger Landratsamt in den nächsten Jahren ganz sicher nicht langweilig wird - und den Schwierigkeitsgrad ihrer Aufgabe noch einmal ein gutes Stück erhöht.

Macht doch, was ihr wollt: Das ist nämlich so in etwa das Ergebnis der Kabinettsklausur, das Ministerpräsident Horst Seehofer jetzt verkündet hat. G8, G9 oder auch beides; die Schulen können sich da frei entscheiden. Seehofer hat es sich damit schön einfach gemacht und den schwarzen Peter an die Schulen weitergeschoben. Die werden sich künftig mit Eltern auseinandersetzen müssen, die ihr Kind entspannter - oder wahlweise auch schneller - durch die Schullaufbahn bekommen wollen und leider das Wunschangebot nicht ortsnah vorfinden. Denn "alles für alle" sei nicht finanzierbar, das hat sogar der Kultusminister eingeräumt. Gerade außerhalb der Großstädte, wo man nicht eben mal vom einen zum anderen Gymnasium wechseln kann, sind heftige Kontroversen zu erwarten.

Doch das ist nur ein Teil des Problems: Auch die Raumplanung ist nun einmal derzeit auf ein achtstufiges Gymnasium ausgelegt, überflüssige Räume hat kein Gymnasium in der Region. Und auch der Kreis hat, soweit bekannt, keine üppig befüllten Schatzkisten, aus denen er beliebig Mittel für Schulerweiterungen hervorholen könnte. Hätte der Freistaat die Rückkehr zum G9 angeordnet, wäre es wesentlich leichter gewesen, ihn auch zum Mitfinanzieren der nötigen Infrastruktur heranzuziehen.

Keine Frage: Schulleitungen wie Sachaufwandsträger werden auch diese neue Herausforderung irgendwie meistern - bis zur nächsten Wende.

© SZ vom 08.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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