Kommentar:Mitreden beim Mega-Projekt

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Der Zornedinger Gemeinderat will den Bau einer Berufsschule für 2000 Schüler nicht ernsthaft an den Bürgern vorbei bestimmen. Eine Informationsveranstaltung ist deshalb zwingend notwendig

Von Karin Kampwerth

Eigentlich ist es überraschend, dass sich ein politisches Gremium wie der Zornedinger Gemeinderat überhaupt traut, ein Projekt, das aufgrund seiner Größe ruhig mit der Vorsilbe "Mega" bezeichnet werden darf, quasi an der Bevölkerung vorbei durchzuziehen. Denn mega, das wäre die auf 2000 Schüler ausgelegte landkreisübergreifende Berufsschule in Pöring tatsächlich. Der Bürgermeister und die Mehrzahl der Gemeinderäte hätten nicht einmal eine Glaskugel benötigt, um voraussehen zu können, dass sich angesichts des damit zu erwartenden Verkehrsaufkommens ziemlich schnell Widerstand in Pöring regen würde.

Schließlich ist eine Berufsschule eine ganz andere Baustelle als ein Gymnasium, das seinerzeit großen Zuspruch an dieser Stelle gefunden hätte, bekanntermaßen dann aber in Kirchseeon gebaut wurde. Die Akzeptanz von 400 Autos mehr, so die Prognose für die Berufsschule schräg gegenüber dem Pöringer Kinderhaus, ist berechtigterweise infrage zu stellen, weil die Schule wenig direkten Nutzen für die Gemeinde bringt. Mit einem Gymnasium wäre die Ruhe im Pöringer Unterdorf zwar auch dahin gewesen. Allerdings arrangieren sich Anwohner deutlich schneller mit so einem Projekt, wenn es die eigenen Kinder und Enkel sind, die man mit dem Radl oder zu Fuß zum Unterricht schicken könnte. Abgesehen davon hätte es lediglich einen Lehrerparkplatz gebraucht und keine versiegelte Fläche für Hunderte Berufsschülerfahrzeuge.

Und mal ehrlich: Die Anbindung über einen Ausbau des Neukirchner Weges auf Zornedinger Seite ist nicht mehr als ein Schaufenstergedanke. Freilich würden hier die Schüler entlanglaufen, die mit der S-Bahn fahren. Aber diejenigen, die mit dem Auto über die B 304 aus Richtung München oder Ebersberg kommen, werden Pöring entweder über Eglharting anfahren, oder über die Baldhamer und Anzinger Straße, statt sich durch Zorneding am Bahnhof vorbei zur Schule zu schlängeln.

Bürgermeister Piet Mayr und sein Gemeinderat wären gut beraten, schleunigst eine Bürgerversammlung zum Berufsschulstandort einzuberufen, damit die künftige Kommunikation über das Projekt nicht via Unterschriftenlisten und Protestveranstaltungen läuft, sondern im direkten Gespräch. So kann man sich gemeinsam auf die Suche nach konstruktiven Lösungen für die verkehrliche Anbindung einer Berufsschule machen. Voraussetzung wäre das ehrliche Eingeständnis, es aber auch zu lassen, falls sich keine einigermaßen zufriedenstellende Möglichkeit findet. Zumindest der Bürgermeister hat ein Prestigeobjekt ohnehin nicht nötig: Schließlich fällt in seine Amtszeit, die er mit der Kommunalwahl 2018 beenden will, der jahrzehntelang geplante und 2015 realisierte Bau der Mehrfachturnhalle.

© SZ vom 30.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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