Kommentar:Guter Anfang

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Aus ökonomischer Sicht ist ein finanzieller Anreiz samt damit einhergehender Arbeitsverpflichtung eine gute Sache - reich werden Erzieher davon aber nicht

Von Wieland Bögel

Die Arbeitsteilung gilt neben Rad und Feuer als einer der besseren Geistesblitze des Homo Sapiens. Niemand muss mehr von allem etwas verstehen, es reicht, wenn man jemanden kennt, der sich auskennt. Blöd nur, wenn man so jemanden partout nicht finden kann - und auch nicht in der Lage ist, die fragliche Dienstleistung selber auszuführen, wegen des eigenen hochspezialisierten Vollzeitjobs, der wiederum erst das Geld bringt, diese Dienstleistung einzukaufen. Was sich wie eine akademische Problemstellung im Fach Ökonomie für Anfänger liest, ist für viele Menschen im Landkreis und der Region ein tägliches und ganz reales Problem. Etwa für Eltern, die keine Betreuung für ihre Kinder finden, diese aber wegen des eigenen hochspezialisierten Vollzeitjobs eigentlich bräuchten.

Dieses Problem - das ja ein ökonomisches, das von Angebot und Nachfrage nämlich, ist - nun auch mit ökonomischen Mitteln lösen zu wollen, klingt daher erst einmal vernünftig. Schließlich ist Betreuung vom Standpunkt der Ökonomie auch nur eine Dienstleistung unter vielen. Wird diese mehr nachgefragt, als Dienstleister verfügbar sind, steigt deren Wert, man kann also für die Arbeit mehr Geld verlangen. Wenn also mehr Leute Kinderbetreuung nachfragen als es Kinderbetreuer gibt, muss man diese einfach besser bezahlen. Dies geschieht in verschiedenster Form bereits, etwa durch die Zahlung von Zulagen, wie es einige Kommunen bereits tun und wie es nun auch der Träger Kinderland einführen will. Dort will man junge Menschen mit einem Zuschuss von insgesamt 900 Euro für eine Ausbildung und anschließende Mitarbeit bei Kinderland gewinnen. Es ist davon auszugehen, dass andere Träger hier nachziehen werden.

Nun ist es natürlich absolut richtig, das Kita-Personal für die anspruchsvolle Arbeit angemessen zu bezahlen. Dass nun allerdings goldene Zeiten für Kita-Mitarbeiter anbrechen, ist leider nicht zu erwarten. Denn in diesem Bereich kann Arbeitsteilung nur mit einem gewissen Lohngefälle funktionieren. Anders ausgedrückt: Würde eine Erzieherin auch nur annähernd das Gleiche verdienen wie die Eltern mit dem hochspezialisierten Vollzeitjob - die Betreuung wäre nutzlos, weil unbezahlbar. Was nicht gegen eine Anhebung der Löhne im Kita-Bereich spricht - ganz im Gegenteil. Denn auch das ist ein Merkmal der Arbeitsteilung: Jobs, von denen niemand leben kann, macht auch niemand.

© SZ vom 20.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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