Kommentar:Gleiche Leistung, gleiches Geld

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Bei der Finanzierung von Kindertagesstätten erfährt die Kirche bisher eine Vorzugsbehandlung. Es ist richtig und mutig, dass Aßling das nun ändern will

Von Carolin Fries

Früher gab es in jedem Dorf einen Kindergarten, und wenn was nicht gepasst hat, dann hat man beim Bürgermeister oder in der Pfarrei angerufen. Inzwischen hat sich vieles geändert in der Kinderbetreuung, die Gemeinde als Kita-Träger ist zur Ausnahme geworden und die kirchlichen Einrichtungen verschwinden nahezu in der neuen Träger-Vielfalt, die der Markt bietet. Im Landkreis ist nur mehr knapp ein Drittel der Kitas in der Hand kirchlicher Träger. Das liegt auch an den Defizitverträgen, die die Kirche für ihre Einrichtungen mit den Kommunen schließt. Nicht jede Gemeinde kann und will sich die Kirche als Träger noch leisten.

Poing hat das bereits vor vielen Jahren deutlich gemacht, in Aßling will man nun nachziehen. Das ist ein längst überfälliger Schritt, mutig ist er obendrein. Denn in letzter Konsequenz gäbe es keinen katholischen Kindergarten mehr im mehrheitlich katholischen Aßling und Emmering. Das müssten die Bürgermeister dann erst mal erklären. Und doch ist es das richtige Signal, schließlich muss man die Frage stellen dürfen, warum es die Kirche nicht schafft, ihre Kitas wirtschaftlich zu betreiben - während viele andere es hinkriegen. Die Leistung auf gesetzlicher Grundlage ist schließlich überall die gleiche.

Stattdessen ist es in vielen Gemeinden das gleiche Spiel: Jedes Jahr beschließt der Gemeinderat zum Ende des Betreuungsjahres Defizitübernahmen kirchlicher Kita-Träger. In Zorneding hat das Pfarramt in diesem Jahr für die drei Einrichtungen 345 774 Euro beantragt. In der Regel liegt das tatsächliche Defizit deutlich darunter, doch es bleibt bei einer ordentlichen Finanzspritze, die wiederum die Awo als gleichwertiger Anbieter nicht erhält.

Das ist ungerecht. Die Gemeinde als Retter in finanzieller Not - in Ordnung. Aber auch die Kirchen sollten es doch mal ohne Unterstützung versuchen.

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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