Kommentar:Gerechtere Arbeitsteilung

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Wenn aus Asylbewerbern offiziell anerkannte Obdachlose werden, müssen jene Gemeinden, in denen diese wohnen, eine Bleibe finden. Anders Gemeinden, die sich mit der Suche geeigneter Immobilien zurückhielten. Die haben weiterhin wenig Arbeit

Von Wieland Bögel

Arbeit zieht Arbeit nach sich, lautet die Sprichwort gewordene Warnung an alle, die sich lieber nicht zu viel Arbeit machen wollen. Im Landkreis zeigt sich die Richtigkeit dieses Bonmots an der Verteilung der hier lebenden Flüchtlinge. Einige Kommunen haben sich damit Arbeit gemacht, sind dem Aufruf des Landkreises gefolgt und haben nach Grundstücken und Gebäuden gesucht, die für Unterkünfte geeignet sind. Als Belohnung für ihre Arbeit könnten sie künftig noch mehr Arbeit bekommen.

Dann nämlich, wenn aus den bei ihnen wohnenden Asylbewerbern offiziell anerkannte Obdachlose werden, für die die Gemeinden eine Bleibe finden müssen. Denn hier gilt: Zuständig ist die Kommune, die der letzte Wohnsitz war, und sei der auch nur eine Massenunterkunft. Da zahlt es sich für jene Gemeinden doppelt aus, die sich mit der Suche und besonders mit dem Finden als Unterkunft geeigneter Immobilien auffällig zurückhielten. Denn wer nie in der Gemeinde gewohnt hat, mit dem hat man auch künftig keine Arbeit.

Ehrlicherweise muss man anmerken, dass die Ursache des Problems nicht bei den Gemeinden und ihrer mehr oder weniger vorhandenen Bereitschaft zur Herbergssuche liegt. Das Problem ist, dass sie dazu streng genommen nicht verpflichtet sind. Denn zwar ist die Verteilung von Flüchtlingen durch den Königsteiner Schlüssel geregelt - aber diese Regel endet an den Landkreisgrenzen. Innerhalb dieser gibt es kein rechtlich verbindliches Instrument mehr, das eine weitere Verteilung auf die Landkreiskommunen vorschreibt. Wenn vor diesem Hintergrund nicht jede Gemeinde sofort "hier" ruft, wenn es um die Errichtung von Unterkünften geht, und lieber erst einmal die Nachbarn machen lässt, mag zwar ein wenig unsolidarisch sein - aber es ist eben ausdrücklich zulässig und sogar verständlich.

Ebenso verständlich ist aber der Wunsch jener Kommunen, in denen viele Flüchtlinge leben, nicht auf der ganzen Arbeit alleine sitzen bleiben zu wollen. Die Idee, gemeinsam Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge zu suchen und einige davon vielleicht dort zu finden, wo bisher keine Asylbewerber leben, ist daher eine gute. Im übrigen auch für die Gemeinden, die sich künftig möglicherweise ein bisschen mehr Arbeit machen müssen - als lohnender Beitrag zu einem guten nachbarschaftlichen Verhältnis.

© SZ vom 20.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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