Kommentar:Flatrate für den Umweltschutz

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Der Vorschlag von CSU-Kreisrat Martin Lehner ist überaus charmant. Wenn es zur Umsetzung kommt, wäre das ein guter Schritt für die Energiewende 2030.

Von Karin Kampwerth

Angefangen hat alles mit All inclusive. Wer einen Cluburlaub bucht, kann sich auf dem Gelände der Hotelanlage kostenlos mit Drinks und Essen versorgen - meist sogar rund um die Uhr. Das führt dann allerdings dazu, dass nach den Ferien Katerstimmung herrscht. Weil man zuhause nicht schon ein Viertel Wein zum Mittagessen schlürft oder den Abend mit einem Cocktail beschließt - und weil die Waage garantiert ein paar Kilo mehr anzeigen wird. Zu viel essen und zu viel trinken, das liegt sicher auch daran, dass es die Köstlichkeiten kostenlos gibt, es sich für den Anbieter aber dennoch rechnet, weil er die Gier in den Preis einkalkuliert hat.

Dieses Prinzip haben irgendwann einmal die Mobilfunkanbieter übernommen. Seitdem es die Handy-Flatrate gibt und man für einen festgelegten Monatsbeitrag telefonieren oder im Netz surfen kann, soviel man will, wird ununterbrochen gequasselt oder auf dem Display herumgewischt. Die ständige Verfügbarkeit von Angeboten - Essen, Trinken oder Telefonieren - ist eben eine feine Sache. Und bequem, denn man bezahlt nur einmal.

Insofern ist der Vorschlag von CSU-Kreisrat Martin Lechner überaus charmant. Denn er könnte tatsächlich dazu führen, dass mehr Menschen mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch den Landkreis fahren und in der Folge etwa das Bus-Netz aufgrund der Nachfrage ausgeweitet werden muss. Schließlich kann man einfach einsteigen, ohne vorher Kleingeld abgezählt zu haben oder sich im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit der beabsichtigten Strecke mit Fahrpreisen, Ringen oder Zonen auseinandersetzen zu müssen. Das klingt zwar ein bisschen nach Disneyland, wo man sich auch einfach in eine kleine Bummelbahn setzen kann, um von einer Attraktion schneller zu nächsten zu gelangen. Aus dem Reich der Fantasie ist die Idee freilich nicht, was das Beispiel aus den Niederlanden unterstreicht.

Schön, wenn der Landrat sich wirklich dahinter klemmt. Wäre schließlich nicht das erste Mal, dass der Landkreis Ebersberg Trendsetter bei Themen ist. Für das Ziel, die Energiewende bis 2030 auch in punkto umweltfreundlicher Mobilität zu schaffen, sicherlich nicht der schlechteste Schritt.

© SZ vom 06.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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