Kommentar:Ende einer Erfolgsgeschichte

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Der Skulpturenpfad im Forst war eine große Bereicherung. Für die Ewigkeit war er aber nie gedacht

Von Rita Baedeker

Es gibt viele gute Gründe für einen Ausflug in den Ebersberger Forst. Einer davon ist der Skulpturenpfad, der vom Forsthaus Hubertus ins Unterholz abzweigt. Im Oktober 2012 auf Initiative der Staatsforsten eröffnet, bieten die am Wegesrand und im Unterholz installierten Arbeiten je nach Wetter und Jahreszeit immer wieder neue ästhetische Erfahrungen. Der Pfad wurde zum vertrauten Terrain für Radfahrer und Großfamilien. Stolz zeigte man Freunden von außerhalb diese seltene kulturelle Errungenschaft. Passanten hinterließen ihre Kommentare gern in Form von Zapfen, Moos und Steinen, mit denen sie die Arbeiten "schmückten", sie posteten Fotos und hatten viele Fragen. Wildschweine wiederum machten durch Kratzspuren auf sich aufmerksam, etwa wenn sie ihre Schwarte an eisernen Stelen rieben.

Doch nun ist Schluss, die Vorstellung ist zu Ende, der Vorhang aus bunten Holzstäben, erste und letzte Station des Pfads, senkt sich. Bald rücken Künstler und Forstarbeiter mit schwerem Gerät an. Man wolle nicht warten, bis das Siechtum einsetzt, sagt der Kurator des Pfads, der Bildhauer Franz Wörle, der über das Ende kein bisschen traurig ist. Wie er denken viele Künstler: Besser aufhören, bevor einen die Welt vergisst, und die Zeit unbarmherzig ihr Zerstörungswerk vorantreibt. In diesem Fall war es Sturm Niklas, der einige der Arbeiten stark beschädigt hat. Zudem waren die Werke von Anfang an als Leihgaben für eine gewisse Dauer bestimmt. Über diesen Zeitraum hinaus bekommen die Künstler kein Geld, einige der Arbeiten werden nun an anderer Stelle gebraucht.

Den Vertretern der Staatsforsten und der Stadt Ebersberg gebührt Anerkennung dafür, dass sie dieses die Sinne herausfordernde, Fantasie und Wahrnehmung bereichernde Projekt ins Leben gerufen haben und irgendwann fortsetzen wollen - mit einem anderen Konzept. Bei der Finissage wird man zurückschauen auf eine Erfolgsgeschichte. Was bleibt, sind schöne und lustige Erinnerungen - und den Aussagen zum Trotz auch ein bisschen Traurigkeit.

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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