Kommentar:Die Reform der Vaterstettener VHS ist überfällig

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Aus einem kleinen Verein ist über die Jahrzehnte einer der größten Bildungseinrichtungen der Region geworden. Dass sich die Struktur ändern muss, ist eigentlich längst klar.

Von Wieland Bögel

Druck kann erstaunliche Dinge hervorbringen, etwa morsches Holz zu Kohle und schließlich zu Diamanten pressen. Unter Druck können auch erstaunliche Entscheidungen fallen, wie nun etwa zur Zukunft der VHS und Musikschule Vaterstetten, die in ihrem 45. Jahr nun wohl reformiert werden wird.

Unbestritten ist, und war es schon seit Jahren, dass die VHS einer Umstrukturierung bedarf. Denn sie ist gewissermaßen ein Opfer ihres eigenen Erfolges: Aus einem überschaubaren Verein ist mittlerweile eine der größten Bildungseinrichtungen der Region geworden, mit Tausenden Kursteilnehmern und Hörern sowie einem Jahresbudget von mehr als drei Millionen Euro - nicht mitgewachsen sind allerdings die Strukturen.

Noch immer läuft die Organisation weitgehend wie Anfang der 1970er Jahre, was unter anderem bedeutet, dass es im Prinzip gleiche Einflussmöglichkeiten für jedes Mitglied gibt - egal ob Privatperson mit ein paar Euro Jahresbeitrag oder Trägerkommune mit einigen Hundertausend Euro.

Die Abstimmung zwischen Bürgermeister und VHS funktioniert schlecht

Zwar gibt es noch den Verwaltungsrat, in dem Bürgermeister und VHS-Vertreter sich abstimmen. Dass dies in der Praxis aber eher schlecht als recht funktioniert, zeigte sich 2015 im Streit um den Umzug der Musikschule. Die Gemeinde Vaterstetten hatte zusätzliche Räume im neuen Kindergarten an der Baldhamer Straße zur Verfügung - hätte die bis dahin von der Musikschule genutzten Räume in der Wendelsteinstraße und im Winkelbau aber gerne für Schule und Gemeindeverwaltung genutzt.

Erst nach wochenlangem, teilweise öffentlich ausgetragenen Streit über die Tauglichkeit der Räume, war die Musikschule zum Umzug bereit. Ein Affront für Vaterstettens Gemeinderat, schließlich, so die einhellige Meinung im Gremium, sei man der größte Finanzier der Einrichtung. Die Folgen sind bekannt, Vaterstetten stieg aus der Zuschussvereinbarung aus.

Dass man dies im Alleingang tat, stieß bei den anderen Trägergemeinden nicht unbedingt auf Applaus - die alte Zuschussvereinbarung mit VHS und Musikschule wollte aber auch keiner zurück. Unter dem Druck der drohenden Pleite haben sich, so scheint es zumindest, die Gemeinden und die VHS nun auf eine neue Finanzierung geeinigt. Ob diese Reform nun aber Diamant oder Glasperle ist, wird sich erst zeigen, wenn sie sich in der Praxis bewähren muss.

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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