Kommentar:Die Arbeit war nicht umsonst

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Immer mehr Flüchtlinge finden Arbeit. (Foto: dpa)

Wie wichtig und lohnend der Aufwand der Helferkreise ist, zeigt sich erst jetzt, da die erste Euphorie verschwunden ist. Viele Asylbewerber können ihr Leben inzwischen selbständig meistern.

Kommentar von Korbinian Eisenberger

Es ist noch nicht lange her, da zog es viele Ebersberger zum Münchner Hauptbahnhof. Die Bilder von abgekämpften Menschen, die es irgendwie nach Bayern geschafft hatten, lösten nicht nur Mitgefühl aus, sondern einen Drang, auch etwas zu tun, mitzuhelfen, seinen Teil beizutragen.

Gut ein Jahr später haben viele Helfer der ersten Stunde ihr Engagement zurückgefahren oder eingestellt, die Helferkreise berichten von einem deutlichen Rückgang. Manche haben frustrierende Erfahrungen gemacht, anderen fehlt die Zeit, zumal die Aufgaben komplexer geworden sind. Andere werden schlichtweg nicht mehr gebraucht, so hart das klingen mag: Es zeugt davon, dass die getane Gratisarbeit nicht umsonst war.

Klar gibt es viele Flüchtlinge, denen die Integration in Gemeinde und Nachbarschaft nach wie vor schwer fällt, die Probleme mit der Sprache haben, die Gründe sind verschieden. Ihnen schadet es tendenziell, wenn immer weniger Ansprechpartner da sind, die sich um ihre Fragen kümmern, gerade wenn es kompliziert wird. Dass das Ebersberger Landratsamt diesen Aufwand nicht leisten kann (ebenso wenig wie jedes andere Landratsamt in Bayern), das haben die vergangenen eineinhalb Jahre gezeigt.

Mit Flohmärkten und Sportausflügen ist es nicht getan

Umso wichtiger ist es, dass Helferkreise trotz sinkender Mitgliederzahlen weitermachen und jene betreuen, die sonst wohl keine Chance hätten. In Markt Schwaben und Zorneding geben die Erfahrensten seit kurzem ihr Wissen in Workshops weiter: etwa, dass es nicht nur auf die Quantität der Hilfe ankommt, sondern vor allem auf die Qualität. Dass angenehme Tätigkeiten wie Kleidersammlungen, Flohmärkte oder Sportausflüge dazugehören, aber das es damit bei weitem nicht getan ist.

Es mag frustrierend sein, wenn man eine emotionale Bindung zu einem Menschen aufbaut, und dann die Abschiebung kommt. Und es ärgert, wenn - wie in Poing geschehen - Deutschkurse angeboten werden, und die Teilnehmer dann nicht erscheinen. Poing und manch anderes Beispiel zeigt aber auch, dass sich die Hilfe lohnt: Dass viele derer, die am Anfang unterstützt wurden, Arbeit gefunden und ihr Leben selbständig meistern wollen. Und teilweise auch schon können.

© SZ vom 04.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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