Kommentar:Am falschen Ende gespart

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Um eigene Ausgaben zu sparen, spricht sich Markt Schwaben gegen eine Ganztagsbetreuung aus, die gerade sozial schwachen Familien zugute kommen würde

Von Korbinian Eisenberger

Was neu ist, muss nicht unbedingt schlecht sein - oft wirkt das Unbekannte aber erst einmal bedrohlich. So ist das im Leben manchmal, und so schien es am Dienstagabend auch einem Großteil des Markt Schwabener Gemeinderats ergangen zu sein: Die CSU-Fraktion hatte ihren Pioniergeist entdeckt und sich dafür eingesetzt, dass ein Großteil der Nachmittagsbetreuung an der Grundschule künftig für Familien kostenlos ist. Was eine kleine sozial- und bildungspolitische Errungenschaft hätte sein können, bügelte die Mehrheit der Gemeinderäte aber schließlich mit ihrem Votum nieder - eine vertane Chance und eine schlechte Nachricht für berufstätige Eltern.

In einem Punkt haben die Gegner Recht: Das abgelehnte Konzept der offenen Ganztagsschule reicht nicht aus, um auch jene Eltern zufriedenzustellen, die ihre Kinder fünf Tage die Woche bis 17 Uhr in Betreuung geben wollen. Betroffenen Familien wird demnach nur ein Teil der bisherigen Kosten erspart - immerhin. Tatsächlich wäre eine offene Ganztagsschule mit freiwilliger Nachmittagsbetreuung vor allem für jene Familien wichtig, die es sich bisher überhaupt nicht leisten konnten, ihre Kinder in Hausaufgaben- und Freizeitbetreuung zu geben. Ein solches System wäre gerade für sozial schwache Familien ein Anker. Zum Beispiel für jene Flüchtlingskinder, die in Markt Schwaben aufwachsen und zur Schule gehen werden.

Übrig bleibt letztlich ein Argument, das am Dienstagabend immer wieder genannt wurde: Kosten von 11 000 Euro, die jährlich anfallen würden. Klar, dass eine Gemeinde, die wegen einer anvisierten Neuverschuldung von 12,5 Millionen Euro den Haushalt stoppen musste, seine Ausgaben minimieren möchte. Bei Bildung und Betreuung anzufangen, wäre aber sicherlich der falsche Weg.

© SZ vom 04.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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