Kein Platz für Fußgänger:Auf dem Hohlweg

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Wer im Richardisweg unterwegs ist, kann nur hoffen, dass kein Gegenverkehr kommt. Darum haben die Ebersberger Stadräte nun zusätzliche Häuser an dem engen Sträßchen abgelehnt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein geplantes Bauprojekt im Norden von Ebersberg stößt auf Skepsis bei Stadtrat und Anliegern. Befürchtet wird ein Verkehrschaos

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Erörterung von Bauprojekten gehört meist nicht unbedingt in den Bereich des Unterhaltungswesens - zumindest für die Zuhörer. Anders diese Woche im Technischen Ausschuss in Ebersberg, wo nicht nur mehr Publikum zugegen war als normalerweise, sondern dieses sich auch zu Wort meldete. In der vor jeder Sitzung stattfindenden Bürgerfragerunde gab es scharfe Kritik an einem Bauvorhaben im Richardisweg, über das der Ausschuss anschließend befinden sollte. Kritik, die sich das Gremium ohne Gegenstimme zu eigen machte: die geplanten sechs neuen Häuser, auf einem Grundstück wo derzeit eines steht, wurden wegen zu erwartender Verkehrsprobleme abgelehnt.

Selbst wer gut genug in der Ebersberger Stadtgeschichte bewandert ist, die vor fast genau einem Jahrtausend verstorbene Gräfin Richardis zu kennen, dürfte nicht auf Anhieb den nach der Gemahlin Ulrichs benannten Verkehrsweg finden. Dieser liegt im Norden der Kreisstadt und ist eine Parallelstraße der wohlbekannten Verkehrsachse, die den Namen eines der Söhne der Gräfin trägt. Im Gegensatz zur Eberhardstraße ist der Richardisweg weder besonders breit noch sonstwie für viel Verkehr ausgelegt. Darauf wies vor der Sitzung eine Anliegerin hin: "Wenn ein Auto kommt, müssen die Fußgänger zur Seite springen." Zumindest an den Stellen, wo dazu überhaupt genug Platz am Straßenrand ist. Kämen jetzt noch sechs neue Häuser - für die der Bauwerber zwölf Parkplätze vorgesehen hat - hinzu, könne es richtig gefährlich werden, warnte die Anwohnerin, zumal das Sträßchen auch ein beliebter Spazierweg zum Klostersee und zur Ludwigshöhe sei. Gegenrede kam vom Vertreter des Bauwerbers, der zwar nicht bestritt, dass es "schon eng hergeht" im Richardisweg, die neuen Häuser diesen Zustand aber nicht verschlimmern würden. Denn zum einen lägen die Parkplätze samt Rangierflächen auf dem zu bebauenden Grundstück, außerdem "sind die zwölf Fahrzeuge ja nicht dauerhaft im Richardisweg unterwegs."

Den Stadträten und der Verwaltung wäre es lieber, auf dem Richardisweg wären gar keine zusätzlichen Autos unterwegs. Man habe dazu bereits im Landratsamt angefragt, so Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU), ob die Zufahrt zum Baugrundstück über die Eberhardstraße möglich sei - aber leider hätten die Verkehrsplaner dies abgelehnt, die Stelle sei zu unübersichtlich. Auf jeden Fall aber solle man die Einfahrt so weit nach Süden verlegen, wie möglich, schlug Brilmayer vor, die nun geplante Zufahrt fast in der Mitte des Richardisweges könne man nicht genehmigen.

Vielleicht sollte man noch weiter gehen, schlug Gerd Otter (FW) vor, und für das ganze Gebiet einen Bebauungsplan aufstellen. Denn die sechs geplanten Häuser an sich seien laut Baurecht genehmigungsfähig, ohne Bebauungsplan würden diese als Präzedenzfall für ähnliche Verdichtung in der Umgebung und die daraus folgenden Probleme dienen. Grundsätzlich sei er immer für Nachverdichtung, sagte Hans Mühlfenzl (SPD), "aber nicht so, wir wollen eine vernünftige Entwicklung für das Gebiet." Darum unterstütze er die Forderung nach einem Bebauungsplan. "Hier ist eine solche Verdichtung nicht machbar", befand auch Dritter Bürgermeister Josef Riedl (CSU), sein Fraktionskollege Alois Lachner nannte das geplante Projekt "unverhältnismäßig", Zweiter Bürgermeister Toni Ried (FW) verwies auf die "kleinräumige Struktur" des Gebietes und die entsprechend kleinen Straßen.

Das Gremium lehnte zunächst den eingereichten Vorbescheidsantrag für die sechs neuen Häuser ab, weil deren Erschließung nicht gesichert sei. Im Januar soll dann die Aufstellung eines Bebauungsplanes beschlossen werden.

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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