Junge Talente:Nervosität und Vorfreude

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Am Wochenende findet in München der Regionalwettbewerb von "Jugend musiziert" statt. Unter den Teilnehmern sind 38 Kinder und Jugendliche aus dem Landkreis. Sie wollen Erfolg haben, aber vor allem auch Spaß

Von Carolin Schneider, Ebersberg

Wenn Svenja Kohn am Wochenende am Klavier Platz nimmt, die erwartungsvollen Augen des Publikums und der Jury aufmerksam auf sie gerichtet, wird die Elfjährige froh sein, dass ihre Schwester Sarah neben ihr sitzt. Beim Regionalwettbewerb von "Jugend musiziert" werden Svenja und die achtjährige Sarah unter anderem Edvard Griegs "Zug der Zwerge" vorspielen - und zwar vierhändig. "Wir üben schon ganz lange unsere Lieder", erzählt Svenja. "Und das jeden Tag!" Manche Stellen müssen so lange einzeln geprobt werden, bis beide sie können. Dann erst setzen die Schwestern ihre Stimmen zusammen und spielen gemeinsam. Viele Auftritte hatten die beiden noch nicht. Auf keinen Fall so einen großen, wie der, der sie am Wochenende erwartet.

Katharina Schippan übt jeden Tag mit ihrer Querflöte. (Foto: Christian Endt)

Beim Regionalwettbewerb 2018 von Jugend musiziert machen rund 400 Kinder und Jugendliche mit, davon 38 aus dem Landkreis Ebersberg. Aufgeregt sind sie alle - ganz egal, ob sie das erste Mal dabei sind oder sich der Jury schon öfter gestellt haben. Selbst Erik Kießig, der nun schon das fünfte Mal teilnimmt, ist ein wenig nervös. "Aber früher war die Aufregung auf jeden Fall größer", erzählt der 16-Jährige. "Jetzt ist es nicht mehr so sehr die Angst, etwas falsch zu machen, als vielmehr eine große Vorfreude." Erik wird in diesem Jahr mit der Blockflöte antreten.

Erik Kießig, hier mit Bassblockflöte, ist schon ein alter Hase bei "Jugend musiziert". (Foto: Christian Endt)

In jedem Jahr gibt es bei "Jugend musiziert" andere Kategorien, heuer sind solo die Blasinstrumente, Zupfinstrumente und Musical-Gesang dran. In der Gruppenwertung können Schlagzeug-Ensembles sowie Pianisten in verschiedenen Kombinationen teilnehmen: mit einem Streichinstrument, einen Gesang begleitend oder mit vierhändigen Stücken.

Bereits zwei Mal hat Felix Jung aus Forstinning bei Jugend musiziert mitgemacht, jedoch jeweils als Teil eines Ensembles. Nun wird er erstmals alleine mit seiner Gitarre vor der Jury stehen. "Ich bin Auftritte zwar gewöhnt, aber nervös bin ich trotzdem", sagt der 14-Jährige. Er sei einer der Jüngsten in seiner Altersgruppe, die Hürden seien also hoch. 15 bis 20 Minuten muss Felix spielen, deshalb hat er sich fünf ganz unterschiedliche Lieder ausgesucht, darunter das spanische Volkslied "El Vito" und die "Bourrée in e-Moll" von Bach. Schon in der Grundschule wollte Felix unbedingt Gitarre spielen. Zur Vorbereitung lernte er zunächst aber Flöte - um seine Finger schon mal an die unterschiedlichen Griffe zu gewöhnen.

Gitarrist Felix Jung spielt erstmals alleine vor der Jury. (Foto: Christian Endt)

Auch Katharina Schippan wollte schon vor Jahren unbedingt Blockflöte lernen. "Irgendwann hat mich meine Mutter auf die Idee gebracht, dass ich auch Querflöte lernen könnte", erzählt die 11-Jährige. Sie war sofort überzeugt - und legt ihr Instrument mittlerweile kaum einen Tag beiseite. Die Kirchseeonerin nimmt nun das erste Mal an Jugend musiziert teil. Schon seit den Sommerferien übt sie ihre zwei Stücke, die sehr unterschiedlich sind: "Andante in C-Dur" von Mozart und Wilhelm Popps "Russisches Zigeunerlied". Katharina hat auch schon ganz konkrete Zukunftspläne: "Ich möchte später unbedingt Musik studieren und mein Hobby zum Beruf machen", erzählt sie. Nun wird sie die Musikhochschule erstmals von innen sehen. Zwar noch nicht als Studentin, aber immerhin mit ihrem Instrument in der Hand. "Ich glaube, ich habe gute Chancen", wagt Katharina einen Ausblick. "Aber ich habe auch kein Problem damit, nicht zu gewinnen. Hauptsache, ich habe mitgemacht."

Die beiden Nachwuchspianistinnen Svenja und Sarah Kohn nehmen das erste Mal am Wettbewerb "Jugend musiziert" teil. (Foto: Christian Endt)

Der Regionalwettbewerb findet am Samstag, 27., und Sonntag, 28. Januar, von 9 bis 18 Uhr in der Musikhochschule in München statt. Nur die vierhändigen Klaviervorspiele der Altersgruppe I bis III werden im Steinway-Haus in der Landsberger Straße 336 durchgeführt. Wer einen ersten Preis gewinnt, darf am Landeswettbewerb in Regensburg teilnehmen. Die Gewinner aller Bundesländer sind schließlich im Mai zum Bundeswettbewerb nach Lübeck eingeladen.

Erik Kießig hat den Sprung nach ganz oben vor drei Jahren schon geschafft: Mit der Flöte spielte sich der Hohenlindener auf den ersten Platz beim Bundeswettbewerb. "Das war eine tolle Bestätigung, dass sich das Üben gelohnt hat", sagt er. In diesem Jahr erwarte er jedoch keine Glanzleistung. "Ich bin jetzt in der Oberstufe, da kommt das Üben leider manchmal etwas kurz", gibt der 16-Jährige zu. Aber um das Gewinnen gehe es sowieso nicht. Viel wichtiger sei ihm das Gespräch mit den Experten von der Jury. "Da bekommt man konstruktive Kritik und kann sich dann verbessern", sagt Erik. Besser werden wollen alle jungen Musiker, die am Wochenende - mit Instrumenten bewaffnet und Familie und Freunden im Rücken - die Musikhochschule stürmen werden. Ob sie später den Absprung in das Profigeschäft schaffen, oder es bei der Begeisterung für ein Hobby bleibt, steht jedoch noch in den Sternen.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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