Jugendzentrum Ebersberg:Lebensrettende Maßnahmen

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Langsam kehren die Jugendlichen zurück ins Ebersberger Jugendzentrum. (Foto: Christian Endt)

Weil kaum noch junge Leute kamen, stand das Ebersberger Jugendzentrum kurz vor der Schließung. Das will Jugendpfleger Christian Zeisel nun ändern. Zum Beispiel mit neuen Öffnungszeiten, die bei Teenagern gut ankommen

Von Anselm Schindler, Ebersberg

Mittwochnachmittag um drei im Ebersberger Jugendzentrum: Aus dem Nebenraum hört man das Klacken von Billard-Kugeln, die Couch im Erdgeschoss ist voll besetzt, einige Teenager wuseln um den Kickertisch herum. An der Theke lehnte Christian Zeisel, Jugendpfleger in Ebersbergs. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, die Nachwuchsprobleme des Jugendzentrums anzupacken. "Vor einigen Monaten war es hier noch viel leerer", sagt Zeisel und blickt durch den Raum. Seit Februar hat die Einrichtung neue Öffnungszeiten, sie sollen neue Gäste und potenzielle Vereinsmitglieder locken. U-15 lautet das Konzept, das sich in erster Linie an Teenager richtet. Bisher sei die Aktion ein Erfolg sagt Zeisel, an so einem Mittwochnachmittag kämen im Schnitt 15 Jugendliche. Das Ziel: Die jungen Gäste sollen früher oder später Aufgaben übernehmen und - wenn sie wollen - Teil des Trägervereins AJZ (Aktion Jugendzentrum Ebersberg) werden.

Es ist schon einen Weile her, als man erkannte, dass dem Jugendzentrum der Nachwuchs ausgeht. "Lange können wir so nicht weiter machen", klagte Daniel Hitzke, Vorstandsmitglied des selbstverwalteten Jugendzentrums, schon im Jahr 2011. Das war eine Woche nach den Vorstandswahlen, nur vier Kandidaten bewarben sich damals für die sieben Vorstandsposten. Die kommenden zwölf Monate seien für das Bestehen entscheidend, sagte Hitzke damals, es ging um nicht weniger als das Überleben des Jugendzentrums. Doch dann passierte lange Zeit wenig, bis Christian Zeisel die Initiative ergriff.

Zeisel ist 31 Jahre alt, seine Zeit im Vorstand des Jugendzentrums ist eigentlich schon seit Jahren vorbei. Und eigentlich widerspricht sein Engagement auch der Grundidee des AJZ, selbstverwaltet soll das Jugendzentrum sein, die Jugendlichen sollen alleine machen. Doch das hat in den vergangenen Jahren mehr schlecht als recht funktioniert. Deshalb ist Zeisel, den hier alle Christian nennen, zurückgekommen.

"Am Ende waren wir im Vorstand nur noch zu zweit", berichtet Marcel Schaller, der seit sechs Jahren im AJZ aktiv ist. "Das war sehr schwierig, mein Kollege und ich studieren ja auch, da hat man einfach nicht mehr so viel Zeit. Wir müssen dringen junge Leute einbinden". Und das funktioniert teilweise auch schon, die Aktion U-15 zeigt Wirkung: "Viele kleinere Aufgaben werden von den Jüngeren übernommen", sagt Student Marcel. "Den Papiermüll wegbringen zum Beispiel oder mal durchkehren, das klappt schon." Vier junge Leute konnte das AJZ seit Februar für organisatorische Aufgaben hinzugewinnen, Theresa Weyh ist eine davon.

"Letzten Sommer habe ich mit einer Freundin überlegt, was wir als Jugendliche so in Ebersberg machen können", sagt Theresa. "Im Juz war zu der Zeit auch nicht mehr wirklich viel los". Dann beschloss Theresa, selbst mit anzupacken, um das zu ändern. Im Februar ist Theresa 14 geworden und in den Verein AJZ eingetreten. "Wenn ich Zeit und Lust hab, sperr ich hier auf", sagt Theresa, sie trägt Verantwortung für einen Schlüssel und damit für die Räumlichkeiten. Vorurteile habe sie am Anfang aber schon gehabt, so wie viele andere. "Gerade Eltern denken, hier ist es dreckig und es wird nicht sauber gemacht", bestätigt Marcel Schaller. "Dabei stimmt das gar nicht. Das Gerücht, das es hier schmuddelig ist, hält sich auch, weil die Eltern nicht vorbeikommen und sich das mal anschauen." Auch das Putzen ist im AJZ Aufgabe der Jugendlichen. "Wir schicken da von der Stadt aus bewusst keine Putzkraft rein", erklärt Christian Zeisel. "Die Eltern sollen einfach her kommen. Die sehen dann schon, dass es nicht dreckig ist, weil die Jugendlichen durchaus in der Lage sind selbst sauber zu machen."

Aber nicht alles können die Teenager von Anfang an selbst, sagt Zeisel, "aber wir zeigen ihnen, wie es läuft und hoffen, dass einige von den Neuen das dann in zwei bis drei Jahren selbständig übernehmen." Trotz allem soll aber der Spaß weiterhin im Vordergrund stehen. Ein Spezi trinken, kickern, ohne Eltern und Lehrer. Einfach Teenager sein.

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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