"Jugend musiziert":Die Sieger stellen sich erneut

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Die Preisträger des Landeswettbewerbs "Jugend musiziert" messen sich am Samstag in Hamburg mit der bundesweiten Konkurrenz

Von Lea Weinberg, Landkreis

Bewusste Atemtechnik ist, vor allem für Musiker, die Blasinstrumente spielen, elementar. Ohne Luft gäbe es keinen Ton. Vor Konzerten ist diese Technik besonders wichtig - denn ein tiefes Ein- und Ausatmen beruhigt die Nerven. Kurz vor dem Auftritt beim Bundeswettbewerbes von "Jugend musiziert" werden auch die Herzen der sechs dort antretenden jungen Talente aus dem Landkreis schneller schlagen. Und im Bauch wird es, zumindest ein wenig, kribbeln. Beim Landeswettbewerb in Bayreuth konnten die Jugendlichen überzeugen und wurden als jeweils Erstplatzierte zum 52. Bundeswettbewerb nach Hamburg weitergeleitet, um ihr Talent auch im Norden Deutschlands unter Beweis zu stellen.

Für Anja Feigl und Sarah Haiber, beide 16 Jahre alt, ist die Teilnahme an "Jugend musiziert" eine Premiere. "Wir wollten das einfach mal ausprobieren und vorher hat es sich noch nie angeboten", erklärt Anja Feigl, welche die zehnte Klasse des Humboldt-Gymnasiums in Vaterstetten besucht und seit zehn Jahren Klavier spielt. Mit der ebenfalls 16-Jährigen Sarah Haiber wird sie in Hamburg vierhändig vorspielen. "Es gibt Sicherheit, nicht alleine auf der Bühne zu stehen", sagt Sarah Haiber. Sie spielt seit elf Jahren Klavier und besucht die elfte Klasse des Theresia-Gerhardinger-Gymnasiums in München. Beide haben sich musikalisch nur auf das Klavier konzentriert, andere Instrumente spielen sie nicht. Das Schöne am Klavier sei, dass es diverse Musikstücke und Musikrichtungen gäbe, die man ausprobieren könne, so Sarah Haiber. "Außerdem kann man viel mit dem Klang experimentieren", sagt sie. Die zwei Musikerinnen üben jeden Tag eine Stunde allein und am Wochenende zusätzlich noch im Duett zwei Stunden. Zwar halte sich die Aufregung noch in Grenzen, doch "das ist eine komplett neue Erfahrung", erzählt Anja Feigl. Die Platzierung sei ihr so gut wie gar nicht wichtig: "In Hamburg wollen wir einfach Spaß daran haben, in einem derartigen Rahmen spielen zu dürfen und den anderen Teilnehmern zuzuhören". Außerdem wollen die beiden den Bundeswettbewerb als praktischen Anlass nehmen, gemeinsam Urlaub in Hamburg zu machen. "Für uns ist Jugend musiziert, unabhängig von der Platzierung, schon jetzt ein großer Erfolg", bestätigt auch Sarah Haiber.

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(Foto: Sarah Haiber)

Anja Feigl und Sarah Haiber spielen vierhändig Klavier.

Fleißig auf seinem Instrument zu üben, gehört für Erik Kießig aus dem Landkreis zum Alltag.

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(Foto: Christian Endt)

Carlo Hässelbarth am Flügel.

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(Foto: Anna Maria Schackow)

Anna Maria Schackow ist beim Bundeswettbewerb dabei.

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(Foto: Nina Engel)

Nachwuchstalent Frederick Engl.

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(Foto: Christian Endt)

Adam Ambarzumjan fährt ebenfalls nach Hamburg.

Benjamin Frederick Engl aus Kirchseeon ist dagegen schon ein alter Hase bei "Jugend musiziert". Letztes Jahr gewann der 14-Jährige gemeinsam mit seinem Bruder in der Kategorie "Horn-Duo" den ersten Platz beim Regionalwettbewerb von "Jugend musiziert. Seit sieben Jahren spielt der Gymnasiast schon Horn, jeden Tag übt er eine Stunde. Nun wird er mit seinem Lieblingsinstrument im Gepäck in die Hansestadt fahren. Beim Bundeswettbewerb wird er jedoch ohne seinen Bruder ein Solo vorspielen. Bei seinem Auftritt konzentriert sich die Jury also nur auf ihn, trotzdem nimmt der junge Gymnasiast die Herausforderung gelassen: "Das geht von allein, die Aufregung legt sich", erklärt er, außerdem spiele er ja auch oft vor Publikum und habe so einige Erfahrungen sammeln können.

Auch für den 17-jährigen Adam Ambarzumjan aus Grafing ist die Situation nicht neu, er spielt in Hamburg zum neunten Mal im Rahmen von "Jugend musiziert" vor. Jedoch zum ersten Mal beim Bundeswettbewerb. Mit sechs Jahren hat er angefangen Blockflöte zu lernen, 2006 kam die Klarinette hinzu. Seitdem er zwölf Jahre alt ist, spielt er regelmäßig in verschiedenen Orchestern und Ensembles. An seiner B-Klarinette gefällt ihm besonders die weiche Klangfarbe und "das breite Dynamikspektrum, welches vom fast verschwindenden Pianissimo bis hin zum strahlenden Fortissimo reicht", erklärt er. Obwohl etwas Anspannung noch vorhanden sei, freut sich der Klarinettist auf seinen ersten Bundeswettbewerb, wo ihn sein ebenfalls sehr begabter Bruder Hamlet am Klavier begleiten wird. "Man sollte einfach nur ans Musizieren denken", sagt der Gymnasiast aus Grafing. Trotzdem muss er auch fleißig üben, "vor Wettbewerben fast jeden Tag zwei Stunden", so der Zehntklässler.

Wie Adam tritt auch die 19-jährige Anna Maria Schackow aus Grafing mit der Klarinette an, jedoch im Solo. Vor zehn Jahren hat sie sich für das Instrument entschieden, sie spielt aber auch Klavier, verschiedene Flöten, das Didgeridoo und "alles, was mir so in die Hände kommt", erzählt sie. Nach einem angefangenen Architektur-Studium wendet sich Anna Maria nun wieder der Musik zu und bereitet sich derzeit auf Aufnahmeprüfungen im Fach Musik in verschiedenen Städten in ganz Deutschland vor. Seit drei Jahren spielt sie ohne Musiklehrer, "sonst ist mir das zu viel Druck", sagt die gelassene Musikerin, "vor dem Bundeswettbewerb lege ich auch noch eine Pause ein". Auch die Platzierung habe keine Priorität für sie. Die erfahrene Musikerin hat den "Jugend musiziert"- Bundespreis schon einmal mit ihrer Klarinette gewonnen, "das wäre also eine Wiederholung für mich", so die Klarinettistin.

Für Carlo Hässelbarth aus Vaterstetten ist die Teilnahme an "Jugend musiziert" ebenfalls keine Premiere. Mit den verschiedenen Instrumenten, die er spielt, hat er schon sechs Mal teilgenommen, sowohl im Duo als auch allein. Seitdem er sechs Jahre alt ist, spielt der Zwölfjährige Klavier und wird bei seinem ersten Bundeswettbewerb im Duo mit der Geigerin Veronika Rädler aus München antreten. Daneben spielt er noch Trompete im Posaunenchor in Waldperlach und Kirchenorgel. Ob das Musizieren im Duo vor der Jury in Hamburg beruhigender ist, hänge immer vom Partner ab, erklärt Carlo. Doch Veronika sei sehr gut, "und dann macht es Spaß", sagt er. Außerdem musizierten die beiden schon bei vielen Anlässen gemeinsam. Für ihn sei das schon normal geworden, auch er blickt dem Bundeswettbewerb ruhig entgegen. "Nur kurz vor dem Auftritt habe ich etwas Kribbeln im Bauch, aber sobald ich auf der Bühne stehe, ist alles prima", erklärt der junge Musiker. Momentan besucht er die siebte Klasse des Humboldt-Gymnasiums in Vaterstetten und übt nebenbei vor dem Auftritt jeden Tag zwei Stunden, sowohl alleine als auch mit seiner musikalischen Partnerin.

Wie Carlo hat auch der 14-Jährige Erik Kießig aus Hohenlinden schon öfters bei "Jugend musiziert" teilgenommen, dieses Mal wurde er erstmalig zum Bundeswettbewerb weitergeleitet. Er besucht die achte Klasse des musischen Gymnasiums in Erding und spielt seit acht Jahren die Blockflöte, mit der er auch als Solist vor die Jury treten wird, begleitet wird er dabei von einem Cembalo. Neben der Blockflöte spielt er noch Gitarre und Trompete. "Eigentlich ist jedes Instrument besonders", erklärt der 14-Jährige, doch die Blockflöte werde meist unterschätzt und als Kinderinstrument abgetan. Dabei sei das Instrument extrem virtuos, erklärt er. Pro Tag übt der junge Musiker eineinhalb Stunden, vor allem vor dem kommenden Wettbewerb in Hamburg. Aufgeregt ist Erik auch noch nicht, vor dem Vorspielen wird er aber seine Stücke noch einmal im Kopf durchgehen und, ganz wichtig dabei: Tief ein -und ausatmen.

© SZ vom 23.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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