Hauptschulen im Landkreis:Lehrer schlagen Alarm

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An Volksschulen im Landkreis ist die "mobile Reserve" ausgebucht. Pädagogen planen nun eine Resolution und fordern, mehr Junglehrer einzustellen.

Rita Baedeker

Die reguläre Wochenarbeitszeit eines Hauptschullehrers beträgt 28 Stunden. Diese Zahl scheint all jene Neider zu bestätigen, die der Meinung sind, Lehrer hätten einen gut bezahlten Halbtagsjob, jede Menge Ferien und daher wenig Grund zum Jammern. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Die Fehlzeiten von Pädagogen seien so gravierend, dass im Landkreis die mobile Reserve von 25 Lehrern ausgebucht ist, klagt Gerd Nitschke vom Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV). In der Personalvollversammlung des Ebersberger Schulamtsbezirkes diesen Dienstag in Zorneding will man sich dem Problem stellen.

An der Belastungsgrenze: Die mobile Reserve im Landkreis ist wegen des hohen Krankenstands der Lehrer an den Volksschulen (hier Ebersberg) ausgebucht. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Dass ein Lehrer als Beamter bei 28 Unterrichtsstunden dennoch eine 42-Stundenwoche hat, stellt die Ebersberger Schulamtsleiterin Angela Sauter klar. "Und in Wahrheit", so Sauter weiter, "ist ein Hauptschullehrer 45 bis 48 Wochenstunden tätig", auch wenn er diese Zeit nicht komplett im Klassen- oder Lehrerzimmer verbringt, sondern zu Hause Unterricht vorbereitet, Aufsätze korrigiert, Klassenfahrten plant oderPraktika begleitet. Allerdings, sagt Sauter vorsichtig, "all diese Tätigkeiten gehören nun mal zum Berufsbild dazu. Wenn er Vollzeit arbeitet, hat er sich umfänglich zur Verfügung zu stellen". Lehrkräfte hätten schließlich jede Möglichkeit, ihre Arbeitszeit persönlichen und familiären Rahmenbedingungen anzupassen, sagt Sauter.

Der Anzinger Pädagoge Nitschke, Mitglied im Bezirkspersonalrat Oberbayern und erster Vizepräsident des BLLV sowie Vorsitzender des BLLV-Bezirksverbandes Oberbayern, sieht das differenzierter. Als Lehrer komme man auf eine Jahresarbeitszeit von etwa 1840 Stunden, sagt Nitschke. "Damit sind die Ferien, die ja länger sind als unser Urlaubsanspruch, abgearbeitet." Zum Thema Lehrerarbeitszeit hält Karin Leibl, stellvertretende Vorsitzende im örtlichen Personalrat der Volksschulen in Ingolstadt, anlässlich der Personalvollversammlung einen Vortrag. "Wir arbeiten alle an unserer Belastungsgrenze, der Krankenstand erreicht ständig neue Höchstwerte, trotzdem kommen immer mehr neue Aufgaben auf uns zu", heißt es in dem Papier.

Kürzlich hat sich der Deutsche Beamtenbund besorgt zum Krankenstand unter Lehrern geäußert. Die Zahl sei etwa viermal höher als in anderen Bereichen, genannt werden Werte zwischen 7,4 und 8,5 Prozent. "Manche Klassen sind unterversorgt", sagt Nitschke. Hinzu kämen neue Aufgaben, etwa die Ganztagsschule, komplexe Übertrittsverfahren oder auch die "Projektprüfung", bei der bis zu fünf Kollegen ein bis zwei Wochen lang voll beschäftigt sind, außerdem desinteressierte Schüler und Eltern, die mit dem Anwalt drohen, wenn der Lehrer dem Kind den Übertritt ins Gymnasium verwehrt. All das trägt dazu bei, dass der Lehrberuf, wie Walter Rädler von der Grundschule Frauenneuharting es ausdrückt, eine ganz schöne "Knochenmühle" sein kann. Er selbst habe es gut getroffen. "Frauenneuharting und Oberndorf sind Landschulen mit netten Kindern und günstigen Rahmenbedingungen."

Bei der Vollversammlung, so Nitschke, werde man eine Resolution mit politischer Aussage vorbereiten. "Wir fordern, die Pflichtstunden zu reduzieren und mehr junge Lehrkräfte einzustellen."

© SZ vom 03.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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