Grillabend für Flüchtlingshelfer:Würstel und warme Worte

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Geht Liebe wirklich durch den Magen? Vor dem Sparkassensaal gehen Beamte, Helfer und Metzger jedenfalls auffällig harmonisch miteinander um. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Landrat Robert Niedergesäß bedankt sich für die Leistung der Flüchtlingshelfer. In Ebersberg feiern knapp 200 Ehrenamtliche gemeinsam mit Behördenmitarbeitern

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Für Bratwurst und Steak muss man sich zwar in eine Schlange stellen und warten. Entscheidend ist aber, dass genug für alle da steht, Salat, Kraut und Semmeln. Es gibt von allem mehr als genug, und das ist nicht selbstverständlich, auch nicht im Landkreis Ebersberg. Zumindest nicht, wenn es um das Thema Flüchtlinge geht, - der Grund, warum Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU) zum "Dankeschön-Grillen" eingeladen hat. Zu einem Donnerstagabend, an dem es nicht um Wohnungsnot und unterbesetzte Asylämter gehen soll. Sondern um das, was die Menschen im Landkreis in ihrer Flüchtlingsarbeit erreicht haben.

Es hat geknirscht und manchmal gekracht. Und doch lief auch vieles gut, wenn Beamte und Freiwillige im Landkreis bei der Bewältigung des Flüchtlingszuzugs zusammenhalfen. Sonst hätten sicherlich nicht 178 Helfer die Einladung des Landrats angenommen - der Sparkassensaal in Ebersberg ist gefüllt, draußen sitzen Menschen auf Bierbänken. Dazu kommen Mitarbeiter des Landratsamts, sie mischen sich unter die Helfer. Bei Limo und Saft verliert man die Übersicht, wer jetzt auf welcher Seite steht. Hier stehen Menschen beisammen, die sich gegenseitig in die Augen schauen können.

Es ist ein Fest, und deshalb wohl nicht unbedingt der Anlass für (selbst)kritische Worte. Landrat Niedergesäß fasst in seiner Rede die gemeisterten Herausforderungen der vergangenen Jahre zusammen, wie zwischen Anfang 2014 und Ende 2015 aus 200 Flüchtlingen im Landkreis 1600 wurden. Gut 1000 von ihnen wohnen jetzt noch in den Unterkünften des Landratsamts. Niedergesäß zieht ein positives Zwischenfazit: "Die Asylsituation hat sich stabilisiert", sagt er. Seinen Mitarbeitern dankt er namentlich, den Bürgermeistern gratuliert er für "eine Leistung, die nicht in der Dienstbeschreibung steht". Dann dankt der Landrat jenen, denen der Abend gewidmet ist: "Wir hätten das nicht geschafft, wenn wir Sie nicht gehabt hätten".

An den Tischen sitzen Asylhelfer aus allen Ecken des Landkreises, die meisten von ihnen haben das Berufsleben schon hinter sich. Es ist eben gar nicht so einfach, Job und Flüchtlingsarbeit zu vereinen. "Irgendwie habe ich es dann aber doch immer wieder hinbekomme", sagt Britta Jörgens, 43, eine der jüngsten an den Tischen. Die Baldhamerin arbeitet als Architektin, hat zwei Kinder und betreut 24 Männer, die in einer Unterkunft in Neufarn untergebracht sind - am Vormittag war sie drei Stunden da. "In meinem Beruf bin ich so flexibel, dass ich vieles am Abend erledigen kann", sagt sie. "Manchmal ist es aber eine ganz schöne Jonglage".

Alles irgendwie unter einen Hut bekommen. Eine Thema, das auch Joachim Weikel beschäftigt, auch er ist gekommen. Der Grünenpolitiker sitzt sonst als dritter Bürgermeister im Markt Schwabener Gemeinderat. Gleichzeitig leitet er den Asylhelferkreis im Ort. "In der Zusammenarbeit mit dem Landratsamt gibt es Situationen, wo ich die politische Seite und den Helferkreis vertreten muss", sagt er. Anfangs sei das schwer gefallen, doch dann habe er eine Entscheidung getroffen: "Meine Helferkreisfunktion hat Vorrang."

Ein paar Tische weiter sitzen die Helfer aus dem Nachbarort Anzing beisammen und lassen sich die Würstel von Metzger Georg Schauberger schmecken. Elisabeth Stanglmeier, 74, betreut seit vielen Jahren Asylbewerber. Sie erinnert an die bevorstehenden Aufgaben. "Man muss klar sagen, dass die Anforderungen an Helfer größer geworden sind", sagt sie. Allein die Behördenbriefe von Jobcenter, Krankenversicherung, Regierung von Oberbayern und von Arbeitgebern. "Am Anfang brauchten alle Flüchtlinge das Gleiche", sagt sie. Nun müsse dringend mehr staatliche Unterstützung her, findet Stanglmeier: "Denn jetzt braucht jeder individuelle Hilfe.

Zum Helferabend sind auch die gekommen, um die es von Anfang an ging. Einer von ihnen ist Daham Ayaffal aus Syrien. Der 25-Jährige wohnt seit eineinhalb Jahren in Kirchseeon, spricht fließend Deutsch und arbeitet. Gerade beschäftige er sich mit dem bairischen Dialekt, sagt er: "Ich erkläre den Einheimischen immer, ich heiße Daham, so wie Dahoam."

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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