Grafinger Ostumfahrung:Gewinner und Verlierer

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Nicht alle profitieren von der Grafinger Ost-Umfahrung, die im September für den Verkehr freigegeben wird. Wie es sich mit einer Lärmschutzwand im Garten lebt, werden Anwohner am neuen Kreisel bei der Rosenheimer Straße dann zu spüren bekommen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im September soll die Grafinger Ostumfahrung eröffnet werden. Weil sich dadurch die Verkehrsströme ändern, lädt das Rathaus zur Bürgerinformationsveranstaltung in die Stadthalle ein

Von Thorsten Rienth

GrafingErst kamen die Brücken, dann der Trassenunterbau und schließlich die Asphaltdecke. Parallel dazu baute man die Anschlüsse an die B 304 bei Gsprait sowie an die Staatsstraße 2089 am südlichen Ortsausgang Richtung Straußdorf. Im September - und damit sogar etwas früher als ursprünglich geplant - werde die Grafinger Ostumfahrung für den Verkehr freigegeben, hat Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) am Freitag berichtet. Am Dienstag, 18. Juli, lädt die Stadt zur großen Bürgerinformationsveranstaltung in die Stadthalle ein: "Weil sich die Verkehrsströme in und um Grafing grundlegend verändern werden."

Fünf Fragen sollen dabei im Mittelpunkt stehen, schreibt die Bürgermeisterin in ihrer Einladung: Wie und wo fließe weniger oder gar mehr Verkehr nach Eröffnung der Ostumfahrung? Was können die geplanten neuen Ampeln am Marktplatz? Was ist mit den Lastwagen? Wo bleiben die Fußgänger und Radler? Und wie sieht das verkehrliche Gesamtkonzept auf Basis des städtebaulichen Rahmenplans für Grafing aus?

Zentrale Antworten lassen sich allerdings bislang nur vage geben. Etwa, wie der Verkehr nach der Eröffnung genau fließt. Die aktuellsten Prognosen basieren auf Zahlen aus dem Jahr 2009 und sind deshalb mit einer gewissen Unsicherheit behaftet. Kritiker bezeichnen die Hochrechnungen als Blick in die Glaskugel. Die Verkehrsplaner bekräftigen, die Zahlen würden sehr wohl einen deutlichen Fingerzeig geben.

Stimmt er, gibt es in Grafing Gewinner und Verlierer. Glück hat, wer zum Beispiel entlang der Wasserburger Straße wohnt. Falls der Kapser Berg für den Durchgangsverkehr gesperrt bleibt, soll die Entlastung in der Straße bei teilweise über 80 Prozent liegen. Weniger gut sieht es für die Anlieger in der Rotter Straße aus. Sie fungiert neben der Rosenheimer Straße als eine der beiden Marktplatz-Anbindungen der neuen Trasse. Für die morgendliche Spitzenstunde ist eine Verkehrszunahme von 65 Prozent prognostiziert. In der Spitzenstunde am Abend sollen es sogar 108 Prozent sein. Statt knapp 800 Fahrzeugen in der Stunde wären es dann rund 1 600.

Die Zahl ist für Obermayrs Frage der Marktplatz-Ampeln relevant, wie Verkehrsplaner Helmuth Ammerl erläutert. "Wenn am Marktplatz ordentlich Verkehr ist, dann kommen die Autos aus der Rotter Straße einfach nicht mehr in den Marktplatz raus." Die Folge wäre ein langer Rückstau. Und wer einmal im Stau feststecke, suche sich beim nächsten Mal einen anderen Weg. Ein Blick auf den Stadtplan zeigt: Besonders die Thomas-Mayr-Straße und Kellerstraße bieten sich als Ausweichrouten an. Beide gehören zu den Grafinger Hauptschulwegen.

Geht es nach dem für Grafing zuständigen Rosenheimer Straßenbauamt, lässt sich der Rückstau allein mit drei Ampeln vermeiden. Aufgestellt jeweils an den Einfahrten von Münchner und Rotter Straße und Lederergasse sollen sie abwechselnd die Durchfahrt zwischen Rotter Straße und Marktplatz öffnen sowie die Einfahrt in den Marktplatz von der Münchner Straße und vom Marktplatz in die Lederergasse.

Damit der Plan funktioniere, bräuchte es aber eine Einbahnstraßenregelung für die Lederergasse. Sie dürfte dann nur noch stadtauswärts, also vom Marktplatz Richtung Süden, befahren werden. Viele Anwohner aus der Lederergasse wehren sich dagegen. Nach derzeitigem Stand aber wohl vergeblich.

Bessere Neuigkeiten konnte die Bürgermeisterin unlängst in Sachen Lkw-Verbot am Marktplatz vermelden. Das habe ihr die Untere Verkehrsbehörde im Landratsamt bestätigt. Anlieferverkehr und Busse seien davon natürlich ausgenommen. Für die Umgestaltung des Marktplatzes, das der Stadtrat in den nächsten Jahren anpacken möchte, galt das Verbot als zwingende Voraussetzung.

Anderswo gibt es derweil noch Unklarheiten, zeigte vergangene Woche ein Blick auf die Internetseite der Stadt Grafing. Immer wieder würden Grafinger fragen, wohin denn die mittlerweile fertiggestellte Ausfahrt nördlich des Schulzentrums führe, hießt es dort. Dabei handelt es sich um die Sportstättenanbindung. Sie endet am Parkplatz von Eisstadion und Freibad - und sei kein Durchstich zur Kapellenstraße. "Besucher unseres Sportzentrums, des Eisstadions und des Schwimmbads, die von außerhalb Grafings kommen, können hier direkt einen Parkplatz anfahren."

Die Bürgerinformationsveranstaltung zur Eröffnung der Ostumfahrung beginnt am Dienstag, 18. Juli, um 19 Uhr in der Grafinger Stadthalle.

© SZ vom 17.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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