Kommando zurück beim geplanten Gewerbegebiet Taglaching-Süd: Der Gemeinderat hat das Bebauungsplanverfahren für das Projekt eingestellt. Was sich zunächst nach einem Aus anhört, ist aber keines. Denn gleichzeitig startete das Gremium eine neue Planung im Taglachinger Tal - mit anderem Namen, etwas kleiner und näher am bestehenden Gewerbegebiet um das Betonwerk an der Grafinger Straße.
Für die Öffentlichkeit kamen die Schritte überraschend, für die Gemeinderäte eher nicht. "Wir haben nach den Bürger- und Ratsentscheiden immer gesagt, dass der Gemeinderat die neue Situation ausführlich berät und die Sache dann neu bewertet", erklärte Brucks Bürgermeister Josef Schwäbl (CSU) am Dienstagabend.
Resultat der Bewertung ist: "Wir machen das Gewerbegebiet kleiner." Statt vier Hektar soll es nur noch um drei Hektar gehen. Den fehlenden Hektar will Bruck an der Westseite abtrennen. Der Kern des neuen Areals verschiebt sich dadurch nach Osten in Richtung Betonwerk. Die Planung heißt nun nicht mehr "Taglaching-Süd", sondern "Erweiterung des bestehenden Gewerbegebiets Taglaching".
Zwei Punkte dürften für die Neubewertung den Ausschlag gegeben haben. Einmal die Regierung von Oberbayern, die in ihrer Stellungnahme zu den früheren "Taglaching-Süd"-Plänen deutliche Kritik geäußert hatte. Sie sah das Vorhaben im Widerspruch zum bayerischen Landesentwicklungsprogramm und hielt es somit für nicht genehmigungsfähig. Anstatt die Landschaft zu zersiedeln, solle Bruck das neue Gewerbegebiet möglichst an bestehende Areale anschließen, forderte sie als höhere Landesplanungsbehörde.
Genau das soll nun passieren. Zweitens hatte sich im Sommer ein Großinvestor zurückgezogen, der sich ursprünglich in dem neuen Gewerbegebiet ansiedeln wollte. Es war also fraglich, ob Bruck die ursprüngliche Größe überhaupt noch hätte füllen können.
Parallel zum Start des neuen Verfahrens stellt Bruck nun auch einen Flächennutzungsplan auf - ein Projekt, gegen das sich die Gemeinde seit Jahren erfolgreich gesträubt hatte. Auch dieser Punkt steht mit der Stellungnahme der Regierung von Oberbayern in Zusammenhang. Sie hatte die fehlenden gemeindeplanerischen Leitlinien regelmäßig angemahnt. Stets widersprach Bruck: Die Aufstellung koste Geld und bringe einer Gemeinde, die wie Bruck zur Hälfte im Landschaftsschutzgebiet liegt, wenig.
Der jetzige Beschluss ist Schwäbl zufolge ebenfalls Teil der Neubewertung - gezwungenermaßen: "Es gibt inzwischen eine klare Tendenz in der Rechtsprechung, dass so ein Plan existieren muss." Das lasse sich nicht ignorieren. "Nicht, dass wir uns in ein paar Jahren irgendwo entwickeln wollen und es beim Gericht heißt, dass wir das nicht können, weil ein Flächennutzungsplan fehlt." Etwa 100 000 Euro kostet dieser Prozess.
Was die drei Beschlüsse - Einstellung des ursprünglichen Verfahrens, Aufstellung eines Flächennutzungsplans und Erweiterung des bestehenden Areals - für den Zeitplan bedeuten, war kein Thema. Die Erfahrung aus anderen Gemeinden zeigt jedoch, dass für einen komplett neuen Flächennutzungsplan mehrere Jahre ins Land gehen. Für Bruck wäre das ärgerlich, denn die Konkurrenz schläft nicht: Die unweit gelegene Erweiterung des Grafinger Gewerbegebiets soll bereits im Jahr 2017 umgesetzt sein.
Die Gegner jeglicher Gewerbegebietsplanungen im Taglachinger Tal nahmen die Entscheidungen des Gemeinderats mit beinahe kabarettistischem Humor. Die Sitzung erinnere ihn an einen bekannten Spruch aus alten Western-Filmen, schmähte etwa Manfred Gaibinger: "Wenn du merkst, dass das Pferd gestorben ist, solltest du absetzen." Den Rückzieher von den ursprünglichen Planungen nannte er eine "Beerdigung auf Raten."