Fest "Rund um den Apfel":Kann denn Apfel Sünde sein?

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Maria Seidinger aus Rinding züchtet in ihrem Garten mehr als 200 Sorten - obwohl sie selbst das Obst gar nicht verträgt. Am Sonntag stellt sie eine Auswahl beim Herbstfest des Waldmuseums vor

Von Peter Hinz-Rosin (Fotos)und Johannes Hirschlach (TEXT), Ebersberg

Wenn es einen Gott des Apfels gäbe, er hätte im Garten von Maria Seidinger seine Freude. Vor und hinter dem Haus der 56-Jährigen, selbst auf dem Garagendach, wachsen rot und gelb leuchtende Früchte heran. Bei einer solchen Vielfalt würde es nicht einmal stutzig machen, auf die Paradiesäpfel zu stoßen, die in der Bibel Adam und Eva zum Sündenfall gereichten. Eine listige Schlange lauert zwar nicht im Geäst der mehr als 70 Obstbäume, jedoch habe sich eine stattliche Anzahl an Laubfröschen in Seidingers Zuchtplantage eingenistet, sagt sie.

Die hauptberufliche Erzieherin ist Apfelzüchterin mit Leib und Seele. Auf ihrem Grundstück in Rinding zieht sie mehr als 200 verschiedene Apfelsorten heran. Möglich macht das die sogenannte Veredlung. Bei dem Zuchtverfahren verwachsen einjährige Apfelzweige einer Sorte mit dem Stamm der Trägerpflanze. So könne ein einzelner Apfelbaum gut 30 Sorten auf sich vereinen, sagt Seidinger.

Wenn am Sonntag das Museum Wald und Umwelt in Ebersberg zum Herbstfest "Rund um den Apfel" einlädt, ist auch die Apfelkennerin mit ihren Züchtungen vertreten. Die klassischen Verkaufsschlager aus dem Supermarkt sucht man bei ihr vergebens: "95 Prozent meiner Äpfel sind alte Sorten", sagt Seidinger. Die seien nicht so langweilig. Und einfacher zu bestimmen, denn das sei durchaus anspruchsvoll: "An manchen beißt man sich die Zähne aus", sagt sie. Bei weltweit mehr als 30 000 Apfelsorten lässt sich schließlich leicht der Überblick verlieren.

Für die Bestimmung ihrer Züchtungen verlässt sich Seidinger vor allem auf ihre Augen. Größe, Form, Farbe und Ausprägung des Stängels können eindeutige Hinweise auf die Sorte liefern. Auch der Geschmack kann Aufschluss geben, Seidinger selbst probiert jedoch nur selten: "Ich vertrage Äpfel nicht so", sagt sie.

Stattdessen hat die ihr die Aufgabe des "Apfelsommeliers" abgenommen und einige der Sorten durchprobiert, die im Landkreis und in Seidingers Garten gedeihen. Zum Neutralisieren der Geschmacksnerven reicht die Expertin Schwarzbrot.

Das Herbstfest des Ebersberger Museums Wald und Umwelt findet am Sonntag, 9. Oktober, von 11 bis 17 Uhr statt. Dabei gibt es Spannendes "Rund um den Apfel" auf dem Museumsgelände zu erfahren. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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