Epidemie klingt ab:Masern auf dem Rückzug

Lesezeit: 2 min

Trotz neuer Fälle im Juli scheint der Höhepunkt der Welle vorbei zu sein

von Sophie Rohrmeier

Da glaubt man, die Grippe überstanden zu haben. Doch dann kommt der Hautausschlag - und die Schwäche des Immunsystems. Zwei neue Masernfälle hat das Ebersberger Gesundheitsamt Anfang Juli registriert, nachdem eine Welle von Erkrankungen im Mai auch den Landkreis erfasst hatte. Doch die Behörde schätzt das Auftreten der Masern trotz neuer neuen Fälle jetzt als sinkend ein. "Die Tendenz war in den letzten Wochen rückläufig", sagt die Leiterin des Sachgebiets Übertragbare Krankheiten und Umwelthygiene, Dr. Maike Nikutta.

Die Ärztin will dennoch keine Aussage darüber treffen, ob die Zahl der Erkrankten nicht doch noch einmal steigen könnte. Denn im Landkreis haben die Masern, die vor dem eigentlichen Ausbruch ansteckend sind, vor allem junge Erwachsene befallen. Und diese haben einen anderen Bewegungskreis als Kinder, sie fahren S-Bahn, haben Kontakte an vielen Orten. "Das haben sie nie im Griff", sagt Nikutta. Insgesamt 18 Fälle registrierte das Gesundheitsamt in Ebersberg bisher, zehn der Betroffenen waren über 18 Jahre alt, einige in ihren Dreißigern oder Vierzigern. Menschen, die viele andere Menschen treffen, verbreiten die Krankheit deutlich unkontrollierter als Schulkinder. "Deshalb konnten wir auch keine Infektionsketten ausmachen", sagt die Mitarbeiterin des Gesundheitsamts - außer in Familien, in denen mehrere Personen nicht geimpft waren und sich so gegenseitig ansteckten.

Dennoch sei die Behörde auch momentan aktiv, um Vorsorge zu gewährleisten, sagt Nikutta. Gerade laufe in den sechsten Klassen eine Impfbuchkontrolle, bei der Eltern zum Thema Impfung beraten werden. Dies soll die Aufmerksamkeit ebenso wie Plakate und andere Impfaufrufe die Wichtigkeit der Prävention ins Bewusstsein heben. "Und im Umfeld der Betroffenen sind wir sehr aktiv", erklärt Nikutta. Dort ermittle das Gesundheitsamt, wer gefährdet sei, und empfehle Ungeimpften in der Regel eine kurzfristige Impfung. Denn so könne in Einzelfällen der Ausbruch der Erkrankung verhindert oder ihr Verlauf abgeschwächt werden. Dass diese Vorsorge oft nicht getroffen werde, sei neben der Impfskepsis auch ein "Problem der Zeit", so die Einschätzung von Nikutta. Die schweren Fälle seien nicht mehr im Blick, da sie als "Benefit der Impfungen" in den vergangenen Jahren selten waren. "Keiner kennt mehr das Risiko." Masern können zu Lungenentzündungen oder akuter Gehirnentzündungen führen - und zu der Spätkomplikation subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), die immer tödlich endet.

Im Landkreis ging es denn auch zwei Patienten, die an Masern erkrankt waren, so schlecht, dass sie stationär im Krankenhaus behandelt wurden. Fieber bis zu 40 Grad sei nur eines der Symptome, die den Allgemeinzustand stark verschlechtern. Massive Komplikationen im Landkreis seien dem Gesundheitsamt bisher aber nicht bekannt, so Nikutta. Im Gesundheitsamt, so berichtet sie, rufen zunehmend auch Bürger an und fragen, ob sie sich impfen lassen sollen. Die Antwort der Ärztin: Impfen lassen kann sich jeder, unabhängig vom Alter. "Die Frage ist nur, ob die Krankenkasse das dann zahlt", wendet die Ärztin ein. Grundsätzlich gelte die klare Empfehlung: Zwei Impfungen für Kinder bis zum zweiten Lebensjahr. Und allen nach 1970 Geborenen, vor allem wenn der Impfstatus unklar ist, rät Nikutta mindestens eine oder besser zwei Impfungen.

© SZ vom 23.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: