Energiewende:Heißes Gold

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Bereits in zwei Jahren sollen die ersten Gebäude in Vaterstetten, Grasbrunn und Zorneding durch Geothermie beheizt werden - wenn sich die Gemeinden mit dem Investor einig werden

Wieland Bögel

Gut gelaut präsentieren Zornedings Bürgermeister Piet Mayr, sein Grasbrunner Amtskollege Klaus Korneder, der Geschäftsführer der Firma Geysir Curd Bems und Vaterstettens Bürgermeister Robert Niedergesäß die ersten Fortschritte beim Geothermieprojekt - und das Modell eines Bohrturms. (Foto: Christian Endt)

Bohrtürme gehören bisher nicht zum Landschaftsbild zwischen Grasbrunn, Vaterstetten und Zorneding, doch das könnte sich bald ändern. Bereits im kommenden Jahr soll im Westen des Landkreises Ebersberg ein solches stählernes Gerüst aufragen. Allerdings nicht auf der Suche nach schwarzem Gold, sondern nach heißem: Thermalwasser aus rund 3000 Meter Tiefe. Schon in zwei Jahren könnten die ersten Häuser in Vaterstetten, Grasbrunn und Zorneding mit dem warmem Tiefenwasser beheizt werden.

Zumindest dann, wenn sich die drei Gemeinden und die Investoren der Geysir Europe GmbH bis Ende diesen Jahres auf einen Vertrag einigen. Auf einer gemeinsamen Gemeinderatssitzung der beteiligten Kommunen in Grasbrunn wurden am Montag erstmals Fakten zum Geothermieprojekt der Öffentlichkeit präsentiert. Für die Investoren war Curd Bems von Geysir gekommen, er erläuterte, seine Firma werde den größten Teil der Projektkosten von insgesamt 67,4 Millionen Euro tragen. Eine finanzielle Beteiligung der drei Gemeinden ist aber dennoch nötig. Jeweils 1,67 Millionen Euro müssen sie aufbringen. Diese fünf Millionen Euro sollen als Darlehen an die Investoren gezahlt werden, um die rund 25 Millionen Euro teure Bohrung zu finanzieren. Außerdem sollen die Gemeinden zusammen eine weitere Million Euro in Form einer Ausfallbürgschaft stellen, falls die Bohrung nicht den gewünschten Erfolg hat.

Geplant ist, so Bems, schon im kommenden Jahr mit der rund 25 Millionen Euro teuren Bohrung nach dem heißen Tiefenwasser zu beginnen. Dort würde dann auch für weitere 7,4 Millionen Euro die Heizzentrale gebaut, drei Standorte kämen dafür in Frage. Der nördlichste läge an der Autobahnraststätte Vaterstetten, ein weiterer südlich der B 304, gegenüber der Tankstelle, und ein weiterer zwischen Möschenfeld und Harthausen. Wie Bems erklärte, seien die südlicheren Standorte vielversprechender, da man dort heißeres Wasser erwartet. Der Standort der Bohrung bestimmt den weiteren Verlauf des Projekts. Denn je nachdem, wo die Zentrale entsteht, wird das Wärmeleitungsnetz ausgebaut. Geplant ist, in insgesamt sechs Bauabschnitten ein solches Leitungsnetz zu erstellen. Bis dieses etwa 35 Millionen Euro teure Netz fertig ist, könnten bis zu 15 Jahre vergehen, so Bems, aber seine Firma, die ähnliche Projekte in Taufkirchen und Garching umgesetzt habe, sei an einem langfristigen Engagement interessiert.

Dieses bezieht sich sowohl auf die Förderung als auch auf den Vertrieb des Wassers. Geplant ist, eine Produktions- und eine Vertriebsgesellschaft zu gründen. Die eine soll für die Bohrung und den Betrieb der Heizzentrale zuständig sein, die andere übernähme Bau und Wartung des Leitungsnetzes sowie den Verkauf des Warmwassers an die Endkunden. Zwar können sich die Gemeinden beteiligen, aber nur als Juniorpartner. So ist ausdrücklich festgelegt, dass die drei Kommunen zusammen maximal 45 Prozent an der Vertriebsgesellschaft halten dürfen.

Dass man genügend Abnehmer für die Fernwärme finden werde, davon sind die möglichen Projektpartner überzeugt. Bems erwartet, dass nach dem endgültigen Ausbau des Netzes rund ein Drittel der Gebäude in den drei Gemeinden angeschlossen sein werden. Sowohl Vaterstettens Bürgermeister Robert Niedergesäß (CSU) als auch Thomas Reif, der für die Gemeinden die rechtliche Seite des Projekts betreut, betonten, dass es keinen Anschlusszwang für Hausbesitzer geben werde. Stattdessen wolle man versuchen, die Kunden über den Preis zu locken. Wie Niedergesäß vor der gemeinsamen Sitzung erklärte, gebe es alleine in seiner Gemeinde ausreichend Bedarf. Er nannte etwa das GSD Seniorenheim, "die jagen an einem kalten Wintertag 2000 Liter Heizöl durch den Kessel". Aber auch das in Vaterstetten geplante neue Ortszentrum mit Rathaus, Bürgersaal und Einkaufszentrum biete sich an. "Ich kenne kein Geothermieprojekt, wo es ausgeblieben wäre, die gesamte Leistung des Brunnens an den Mann zu bringen", so Bems.

Die Mitglieder der drei Gemeinderäte zeigten sich überwiegend von dem Projekt überzeugt. Alle drei Gremien beschlossen, die Verhandlungen mit dem Investor fortzusetzen.

© SZ vom 23.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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