Eklat im Gemeinderat:Bürgermeister Max Maier verweigert zum zweiten Mal Rücktritt

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Emmerings Gemeinderat startet erneut einen Versuch gegen den Bürgermeister. Der reagiert auf seine Weise.

Von Korbinian Eisenberger, Emmering

An der Wand hängt ein Kruzifix, die Heizung läuft, gedämpfte Lampen tauchen den Raum in warmes Licht. Der Rathaus-Sitzungssaal erinnert an eine gemütliche Stube. Er ist so klein, dass es eng wird, wenn 50 Dorfbewohner zusammen kommen. Aber das macht nichts, weil hier jeder mit jedem per Du ist - auch in der Mitte des Raums, wo ein großer Holztisch steht. Dort sitzen an diesem Abend die Ortspolitiker beinander, wie bei einem Treffen alter Stammtischbrüder. Doch dieser Eindruck könnte täuschender nicht sein. Draußen in der Kälte läutet jetzt die Kirchenglocke - und gleich ist es auch in der Stube mit der Wärme vorbei.

Donnerstagabend in Emmering, ein ganz normales Rathaus in Oberbayern. Doch auf einen Glockenschlag ist nichts mehr normal. Bürgermeister Max Maier von den "Bürgern für Emmering" hat gerade die Gemeinderatssitzung eröffnet, da kommt es schon zum Eklat. Zur Überraschung Maiers unterbricht ihn seine Schriftführerin und liest der Versammlung eine Erklärung vor: "Wir Gemeinderäte sind weiterhin nicht mehr bereit, die Amtsführung des Bürgermeisters zu unterstützen und fordern den Bürgermeister nochmals zum Rücktritt auf." Die Schriftführerin hat fertig gelesen. Schweigen im Saal, keiner rührt sich, zehn Sekunden lang, nur eine Armbanduhr tickt.

Es ist nun schon das zweite Mal, dass sich der Emmeringer Gemeinderat geschlossen gegen den Bürgermeister stellt und ihn zum Rücktritt auffordert. Doch auch diesmal bleibt Max Maier ziemlich standhaft. "Ich habe schon mal gesagt, dass ich nicht zurücktrete", erklärt Maier - und fügt noch einen interessanten Halbsatz an. "Dass mir der Gemeinderat da noch ein bisschen Zeit geben muss", sagt er. Genaueres lässt der Bürgermeister in der Sitzung offen. Klar ist: Maier bleibt im Amt, lässt aber erstmalig durchklingen, dass er womöglich zu einem späteren Zeitpunkt abtritt.

"Viele im Ort wünschen sich einfach nur, dass die sich vertragen"

Beachtlich, dass ein Mensch so lange durchhält - bei solch widrigen Bedingungen: In der Sitzung geht es jetzt um den Kirtanudel-Verkauf der katholischen Frauengemeinschaft und um die Taufe einer Straße. Beide Punkte sind selbst für Emmering kleine Themen mit wenig Konfliktpotenzial. Es ändert aber nichts an der Eiseskälte am Tisch. Ganz gleich, worum es an diesem Abend geht: Maier steht im Kreuzfeuer seines Gremiums. Was er auch vorschlägt oder sagt, es fällt ihm einer ins Wort oder fährt ihn an. Der Ton der Gemeinderäte im Umgang mit ihrem Bürgermeister ist zynisch und feindselig, die Stimmung am Tisch am Gefrierpunkt.

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Warum all das? Bereits im Januar hatte der Gemeinderat Vorwürfe gegen Maier erhoben. Der 61-Jährige soll unkommunikativ sein und sich vor Vorschlägen aus dem Gemeinderat versperren, was "ein Miteinander inzwischen unmöglich" mache. Die schwerste Anschuldigung: Maier sei für Aufträge ohne Ratsbeschlüsse und gesetzwidrige Beschlussvorschläge verantwortlich, dabei käme es zur "Verquickung von Privatinteressen mit dem Bürgermeisteramt." Was stimmt davon? Und warum tut Maier sich den Job noch an? Vielleicht geht es um den Ehrensold, den könnte er bekommen, wenn er bis zum 1. Mai als Rathauschef durchhält. Der Gemeinderat müsste den Ehrensold aber genehmigen.

Nach 20 Minuten Sitzung sind Gästestühle frei geworden. Zwei Emmeringerinen haben genug. "Kaum zum aushalten da drin", sagt Maria Niedermaier, sie steht jetzt vor dem Rathaus. "Viele im Ort wünschen sich einfach nur, dass die sich vertragen", sagt ihre Freundin Rosa Springer, beide sind von der katholischen Frauengemeinschaft. "Wir sind doch nicht wegen dem politischen Streit gekommen", sagt Niedermaier. Sondern wegen ihren Kirtanudeln.

© SZ vom 10.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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