Ein neues Zuhause:Selbst ist die Stadt

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Vor allem Flüchtlinge, die einen Job oder eine Ausbildungsstelle haben, sollen in das alte Lehrerhaus einziehen. (Foto: Christian Endt)

In Ebersberg entsteht eine kommunale Unterkunft für anerkannte Flüchtlinge. Von Oktober an sollen dort bis zu 20 Personen eine Bleibe finden - und sich dann in Ruhe eine eigene Wohnung suchen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Kreisstadt richtet eine eigene Unterkunft für anerkannte Flüchtlinge ein. Von kommendem Monat an sollen im alten Lehrerhaus in der Bürgermeister-Müller-Straße bis zu 20 Personen einziehen. Das Haus ist bereits seit knapp zwei Jahren Flüchtlingsunterkunft, bisher wurde diese aber vom Landratsamt betrieben. Die Behörde brachte dort Menschen unter, die noch auf die Entscheidung in ihrem Asylverfahren warten.

Doch je mehr Personen einen positiven Bescheid bekamen, desto dringender wurde in Ebersberg der Bedarf nach Wohnraum für diese Menschen. Denn anerkannte Flüchtlinge dürfen nur ausnahmsweise in den Unterkünften des Landkreises wohnen. Wenn sie dort jedoch ausziehen müssen und keine eigene Bleibe finden, gelten sie als Obdachlose. Für deren Unterbringung ist wiederum die Kommune zuständig, wo der Obdachlose zuletzt gemeldet war - für Ebersberg, wo mehr als 150 Asylbewerber leben, durchaus eine Herausforderung.

Darum sucht man seitens der Stadt bereits seit vergangenem Jahr nach Möglichkeiten, wo man anerkannte Flüchtlinge einquartieren kann. Unter anderem wurden Hausbesitzer angefragt, ob sie ihre Immobilie nicht an die Stadt vermieten wollen. Allerdings ohne großen Erfolg, was angesichts des angespannten Wohnungsmarktes auch nicht verwundert, viel Leerstand gibt es derzeit in der Kreisstadt nicht.

Daher war man bei der Stadt schnell auf das alte Lehrerhaus gekommen, das damals aber noch an den Landkreis vermietet war. Da dieser auf Anweisung der Regierung inzwischen allerdings auf Großunterkünfte setzt, werden die bisher favorisierten dezentralen Unterkünfte nicht mehr benötigt. Im September läuft der Mietvertrag mit der Stadt aus, wie Dritter Bürgermeister Josef Riedl nun mitteilte.

"Zumindest für eine Übergangszeit können wir einem Teil der anerkannten Asylbewerber eine Wohnmöglichkeit bieten", erläutert Riedl. "Sicher reicht die Kapazität des Hauses nicht für alle Anerkannten aus Ebersberg", so Riedl weiter. Laut Hauptamtsleiter Erik Ipsen leben in der Kreisstadt derzeit etwa 50 anerkannte Flüchtlinge, viele immer noch in einer Unterkunft des Landkreises. Im Lehrerhaus werden wohl zwischen 16 und 20 Flüchtlinge wohnen können. Auch auf eventuelle Familiennachzüge sei man vorbereitet, das Erdgeschoss soll dafür reserviert werden. Als erste auf der Warteliste für einen Platz im Lehrerhaus stehen Personen, die "hier arbeiten, sich in Ausbildung oder einer Integrationsmaßnahme befinden", so Riedl. Für diese sei es "wichtig, dass der Druck rauskommt, sich sofort eine Wohnung suchen zu müssen", sagt Ipsen. Langfristig sei dies allerdings schon das Ziel, das Haus ist nur als Zwischenlösung gedacht, von dort "können und sollen sich die Betreffenden dann um eine eigene Wohnung bemühen", sagt der Dritte Bürgermeister. Dabei hofft man bei der Stadt auch auf Unterstützung der Helferkreise, sagt Ipsen.

Vor dem Hintergrund, dass es in der Vergangenheit Kritik wegen unverhältnismäßig hoher Mieten in Asylbewerberunterkünften gab, unterstreicht Ipsen, die Stadt werde das Lehrerhaus "kostendeckend" vermieten. Wie hoch die Mieten im Einzelfall werden, stehe zwar noch nicht fest, "aber wir wollen damit keinen Profit machen". Die bisher in dem Haus wohnenden Asylbewerber "werden innerhalb des Landkreises umziehen", erklärt Landrat Robert Niedergesäß, "dabei wird ihre individuelle Lebenssituation soweit möglich berücksichtigt". Den Helferkreis habe man bereits informiert. Die Aus- und Einzüge werden im Laufe des Septembers stattfinden, von Oktober an soll das Lehrerhaus dann als städtische Unterkunft den Betrieb aufnehmen.

© SZ vom 04.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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